Rezension

Sanft, melancholisch, traurig und auch etwas dramatisch

Love Challenge - Helen Hoang

Love Challenge
von Helen Hoang

Bewertet mit 5 Sternen

Und dieser steht dem Vorgänger beileibe in nichts nach.

Helen Hoang hat mich auch hier wieder mit ihrem einzigartigen und unglaublich einfühlsamen Schreibstil sehr in den Bann gezogen.
Ich hab die Geschichte begonnen und konnte nicht mehr aufhören.
Lediglich mit den Namen der Protagonisten hatte ich hin und wieder meine Probleme. Was aber absolut nichts macht.
Dafür haben sich die Charaktere selbst unglaublich in mein Herz gebrannt.
Angefangen bei Esme, die ich sofort unglaublich geliebt habe.
Sie ist aus reinstem Herzen geschnitzt. Man spürt einfach wie tief und wahrhaftig sie lebt und liebt. Aber dennoch unter ihrer Herkunft und dem was sie ist leidet.
Dabei muss sie das nicht. Sie muss sich nicht verstecken. Sie muss sich nicht klein machen.
Sie ist genauso viel Wert, wie jeder andere Mensch auch. Fast sogar noch mehr.
Und trotzdem wird man immer wieder mit Situationen konfrontiert, in denen sie die Gründe der Ablehnung oder Konflikte in ihrer Herkunft vermutet.
Doch dem ist keinesfalls so.
Ich kann mir kaum einen Menschen vorstellen, der noch mehr opfern und so viel zu geben bereit ist. Ihre Unsicherheit hat mich so unsagbar geschmerzt. Denn es zeigt wie verletzlich und unbedarft Esme ist.
Aber gleichzeitig hat sie eine so unsagbar große innere Stärke, für die ich sie wirklich sehr bewundert habe. Denn sonst hätte sie all das niemals überstehen können.
Man muss sich vor Augen halten, dass es nicht nur um die Liebe geht. Sie ist in einem fremden Land und das bedeutet eine Menge Herausforderungen.
Und daneben haben wir Khai. Mit Ihm hat die Autorin etwas großartiges zu Papier gebracht.
Er ist anders. Er liebt und lebt anders.
Und mein Gott, man spürt es einfach in jeder Sekunde.
Sie geht sehr sanft und feinfühlig mit der Thematik des Autismus um und zeigt einfach, welchen einschneidenden Eingriff das auf die Gefühlswelt der Betroffenen legt.
Man kann sich das so unsagbar schwer vorstellen. Aber Khai hat mich fühlen und erleben lassen, wie es in ihm aussieht.
Das er es manchmal nicht böse meint, wenn er unbemerkt jemanden verletzt. Er weiß es nicht besser. Er kennt es einfach nicht anders und das sorgt für einige Missverständnisse und Konflikte.
So viel, was für uns normal ist, stellt ihn vor ein großes Problem. Und wäre sein Bruder nicht, ich weiß nicht, was das Ganze noch mit Khai gemacht hätte.
Er fühlt zwar nicht wie andere. Das heißt aber nicht, dass er gar nichts empfindet. Er zeigt es nur nicht. Manchmal ist er sich dessen nicht mal bewusst und das tut einfach so weh. Weil man doch weiß, wie es ihm geht und trotzdem mit Hilflosigkeit gestraft ist.
Seine Mutter hab ich ebenfalls vom ersten Moment ins Herz geschlossen. Sie sorgt erst dafür, dass alles ins Rollen kommt und das hat mich richtig beeindruckt.

Hierbei erfahren wir die Perspektiven von Esme und Khai, was für sehr viel Tiefe und Ausdruck sorgt. Man lernt sie unglaublich gut kennen. Erkennt, was sie bewegt und was sie fühlen und man möchte sie einfach nicht mehr missen.
Ja, es ist eine Liebesgeschichte.
Sanft, leise, voller kleiner Töne und doch auch so laut und tosend wie das Meer.
Gleichzeitig ist es aber auch so viel mehr.
Traurig, melancholisch und auch ein klein wenig dramatisch.
Ich habe die Annäherung der beiden geliebt.
Die humorvollen Momente, weil Esme immer etwas anderes tat, als man von ihr erwartet hat.
Und dann zeigt sie einfach auch, dass sie so viel mehr vom Leben möchte. Dass sie die Richtige für Khai sein möchte.
Und immer wieder umkreisen sie sich und stoßen sich zurück. Sie reden so oft aneinander vorbei und mein Gott, ich hätte sie so gern geschüttelt, damit sie es erkennen und endlich mal Gas geben.
Was mir allerdings verstärkt auffiel und ich nicht ganz so gern mochte, war die sexuelle Ebene. Sie kam urplötzlich und hat situationsbedingt einfach nicht gepasst.
Aber es gab auch Momente, da waren die Umstände stimmig und es hat mir einfach so viel gegeben. Mehr als ich mit Worten sagen kann.

Nichtsdestotrotz hat diese Story absolut mein Herz erobert. Nicht nur weil die Autorin sich an eine sehr schwierige Thematik herangewagt hat.
Es war die ganze Chemie, der Zauber und einfach diese ganz besonderen Momente, die mich so viel fühlen und erleben ließen.
Helen Hoang erzählt nicht nur eine unglaublich schöne und unsagbar bewegende Liebesgeschichte.
Sie erzählt vor allem auch darüber, wie wichtig es ist, den eigenen Wert zu erkennen und zu sehen ,wie viel man erreichen kann und das der wahre Wert, nicht in dem liegt, wo man herkommt. Sondern in dem, was man ist .

Es hat mich so sehr leiden lassen, mich innerlich zerrissen. Zum weinen und lachen gebracht.
Eine Liebesgeschichte, die sich so echt und richtig anfühlt, dass es mich nicht mehr losgelassen hat.
Helen Hoang schreibt mit unglaublich viel Gefühl, dass man es so intensiv spürt, dass alles andere andere daneben verblasst.
Definitiv ein kleines Highlight.

Fazit:
Stellas und Michaels Story empfand ich schon als unsagbar großartig und beeindruckend.
Mit Khai und Esme legt sie nun nach und ich kann kaum in Worte fassen, was sie damit bei mir ausgelöst hat.
Die Thematik des Autismus ist sehr faszinierend und interessant.
Und das hat sie verdammt gut umgesetzt.
Eine zarte Liebesgeschichte die so viele Facetten der Gefühlswelt aufzeigt und daneben einfach auch zeigt, dass Esme noch mit so viel mehr zu kämpfen hat.
Definitiv ein kleines Highlight.
Denn diese Geschichte fühlt sich so unglaublich gut an.
Brennt und gräbt sich immer tiefer ins Herz.