Sanfte Geschichte über zwei sympathische Einzelgängerinnen
Bewertet mit 5 Sternen
Auch dieses Buch hat eine positive Botschaft, hält sich aber fern von Gefühlskitsch. Zu verdanken ist das vor allem der etwas spröden Erzählstimme. Vigga ist Ende 20 und hat es nicht so mit Menschen. Nur ihre Freundin Maiken hat einen festen Platz in Viggas selbst errichteten Kokon. Aber dann gerät das Leben in Bewegung: Maiken wird schwanger und Vigga hat Angst, ihre Freundin zu verlieren. Gleichzeitig lernt Vigga an ihrem neuen Arbeitsplatz, ein öffentliches Aquarium, den Oktopus Rosa kennen. Ein intelligentes, einzelgängerischen Wesen - genau wie Vigga.
Ein bisschen Vigga steckt wohl in vielen von uns. Daher kann man sich auch sofort mit der jungen Frau identifizieren, die sich unsicher in der Gegenwart anderer Menschen fühlt. Allerdings hat Vigga ihren Kosmos wirklich auf ein Mindestmaß reduziert. Außer ihr gibt es nur ihre Freundin Maiken. Und ich habe anfangs immer auf eine Erklärung für Viggas Zurückgezogenheit gewartet. Eine Erklärung ist aber gar nicht nötig, denn wichtig ist vor allem, was dieses "Anderssein" oder "denken, anders zu sein" bewirkt - es macht passiv, unbeteiligt, starr.
Die Rolle des Oktopusses bei der Veränderung, die Vigga durchlebt, ist durchaus nicht klein, aber auch nicht völlig abwegig dargestellt. Dadurch, dass Vigga im Grunde ein äußerst reflektierender Mensch ist, braucht es nur einen Impuls von außen, um die Dinge in Gang zu bringen. Und den eigenen Willen.
Ich fand die Freundschaft von Vigga und Maiken authentisch dargestellt. Überhaupt haben mir die Geschichte, der plastische Schreibstil, der behutsame Erzählton und die eingestreuten Fakten über Oktopusse gut gefallen. Ein gewinnendes, kurzes Buch über eine Phase des Umbruchs im Leben zweier Freundinnen und einen Oktopus, der an keiner Stelle fehl am Platze wirkt.
Kommentare
wandagreen kommentierte am 07. November 2024 um 22:28
Und eine Familie hat Vigga nicht, ist sie ein armes kleines Waisenkind?
lex kommentierte am 08. November 2024 um 04:23
Es gibt eine Familie, aber von ihr erfährt man nicht viel. Ein paar Andeutungen, aber kein dramatischer Background. Wir sind nicht bei Charles Dickens.
wandagreen kommentierte am 08. November 2024 um 09:29
Ach ja ... nur bei den Kraken. Ich habe deine Rezension mit Respekt und Vergnügen gelesen.