Rezension

Sanfter melancholischer Roman

Echo - Jan Christophersen

Echo
von Jan Christophersen

Bewertet mit 5 Sternen

Ich habe ECHO im Rahmen einer Vorab-Leserunde mit gelesen. Als dieser Roman mit einer Leseprobe bei "Was-liest-Du" vorgestellt wurde, wollte ich unbedingt dieses Buch lesen, weil mich die Geschichte in mein eigenes Jahr 1989 zurückversetzt. Denn ich war damals 1989 ebenso auf einer Klassen-Abschlussfahrt. Der Roman ist in vier Teile aufgebaut, die die Jahre 1989, 1999, 2004 und den Schlussteil Coda darstellen.

Die beiden Protagonisten Gesa und Tom - ursprünglich aus Schleswig-Holstein - sind 1989 auf einer Klassenfahrt in das polnische Städtchen Slupsk. Gesa ist zwei Jahre älter als Tom, daher soll Gesa nach Absprache mit den beider Eltern ein Auge auf Tom haben, dessen Eltern sich gerade trennen. Gesa ist eher extrovertiert im Gegensatz zu Tom, der sich mehr in seine Musik zurückzieht, und Gesprächen eher ausweicht beziehungsweise wenig zu Gesprächen beiträgt. Tom bildet mit den Schul-Freunden Per und Hendrik eine Band, allerdings führt ein Ereignis zu einem Verwürfnis der Band und auch der Freunde einige Jahre später. Im Laufe der Jahre unterhalten Gesa und Tom immer wieder Kontakt, indem Tom Postkarten und Musikdemos zu Gesa schickt. Somit lernt Gesa Toms Wesen im Laufe der Jahre kennen. Gesa erbt schon relativ früh vorab ein Haus von ihren Eltern, obwohl diese noch leben. In dem Haus ist genug Platz, so dass Tom in ihrem Haus von Zeit zu Zeit in seiner "Toms Hütte" von seinen Musik-Touren und Auftritten erholen kann. Gleichzeitig ist es der Ort, in dem sich Gesa und Tom immer wieder treffen. Gesa hat mit Mitte zwanzig eine Familie gegründet: Sascha ihr Ehemann und die Kinder Ida und Erik. Tom und Gesa verbindet eine ganz besondere Beziehung: sie können sich ohne Berührung, aber durch Gespräche und besonders durch Toms Musik verstehen. Tom gilt bei vielen Personen in seinem Umfeld als unnahbar, da er keine Berührungen zulässt. Eines Tages ist Gesa ratlos. Ebenso die gemeinsame Freundin Aga aus Slupsk. Aga, Gesa und Tom kennen sich seit der Klassenfahrt 1989 in Slupsk. Aga kann Tom nicht ausfindig machen, und bittet Gesa um Hilfe, aber da ist es fast schon zu spät.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen, einerseits, weil die Geschichte über mehrere Jahre erzählt wird, und andererseits wird die Geschichte mit ein wenig Melancholie und den Zweifeln und Ängsten der Protagonisten erzählt, so dass es nicht schwermütig wirkt, sondern zum Nachdenken anregt. Dass Gesa und Tom sich mehr über Toms Musik letztendlich verstehen da Tom nicht viel von sich erzählt, macht das Besondere an dieser Geschichte. Ich habe die Geschichte weder als traurig noch schwer/ demütig empfunden. In gewisser Weise hat der Autor Jan Christophersen zwischen den Jahresabschnitten und den einzelnen Kapiteln sogar Spannung aufgebaut, sozusagen ist man als Leserin gespannt, was ein paar Jahre später passiert. Kommt eine neue Entwicklung der Charaktere bei den Protagonisten, oder in deren Leben lässt die Spannung von Kapitel zu Kapitel fortsetzen. Man wird gerade von Toms Entwicklung während der Geschichte überrascht. Hin und wieder wirkt er erwachsener und offener, und manchmal wieder verschlossen. Die Umschreibung und Entwicklung der Protagonisten machen letztendlich die Geschichte aus.

Dieser Roman ist eine wunderbare Geschichte, die einem nachdenklich macht, was im Leben wichtig und unwichtig ist. Aber man lernt dabei auch, wer einem Leben wichtig beziehungsweise unwichtig ist. Manche Dinge im Leben sind vegänglich und andere wiederum bleiben ein Leben haften in der Erinnerung oder im Lebensverlauf. Ich gebe dem Roman 5 Sterne