Rezension

Sanfter Thriller mit kritischen Themen…

Der Sozius - Lyl Boyd

Der Sozius
von Lyl Boyd

Bewertet mit 4 Sternen

Sanfter Thriller mit kritischen Themen…

Der Thriller (Kurzroman) „Der Sozius“ von Lyl Boyd ist am 06.12.2019 im Selfpublishing erschienen und spielt die meiste Zeit in Hamburg.

Teresa studiert, um Schriftstellerin zu werden, doch ihre Eltern haben andere Vorstellungen und versuchen sie von ihrem Weg abzubringen. Zu dieser Zeit recherchiert sie aber schon intensiv an einem Fall über ein Phantom im Rotlichtmilieu und ist der festen Überzeugung, dass diese Story ihr Durchbruch werden könnte, bis sie plötzlich bemerkt, dass sie beobachtet wird. Vor Teresa liegt eine aufregende Zeit, die geprägt ist von Zweifeln, aber auch Hoffnungen und ihrem inneren Konflikt, ob sie sich mit diesem Fall nicht übernommen hat und ob ihr gewählter Lebensweg der Richtige ist.

Gut 2 Stunden brauchte ich für dieses Buch, das mich am Ende zufrieden zurücklässt.

Das Cover gefällt mir gut und hebt sich von anderen Covern dieses Genres ab.

Der Klappentext hat mich sofort angesprochen. Er führt die Hauptfiguren und den Hauptkonflikt ein und weckt Neugier.

Teresa ist eine mutige, junge Frau, die alles daran setzt, ihren Lebenstraum zu verwirklichen, also Journalistin zu werden. Dafür stürzt sie sich in die Arbeit, recherchiert jede freie Minute und begibt sich in Gefahr. Ihr Ziel ist von Anfang an klar, so dass man als Leser/in zu jeder Zeit weiß, wo sie gerade steht. Auch Hürden gibt es zu überwinden, die für sie aber besonders hoch sind. Denn um ihren Lebenstraum zu leben, muss sie privat einige Entbehrungen hinnehmen und in einer gewissen Abhängigkeit leben. Teresa ist aber zu jeder Zeit aktiv, auch wenn sie einen kurzen Hänger hat. Das hat mir sehr gut gefallen. Sie ist als Figur wirklich glaubhaft und ihrem Denken und Handeln nachvollziehbar und macht eine passende Entwicklung durch.

Der Sozius ist ein berechnender Mann mit einem starken Charakter. Er wuchs in einem Heim auf und geriet danach auf die schiefe Bahn, d.h. er war schon immer in kriminelle Machenschaften verwickelt. Er musste schon einige Schicksalsschläge/Tiefschläge hinnehmen, aus denen er aber gelernt hat. Das Gelernte weiß er gut umzusetzen und geht in allem recht manipulativ vor. Sein Ziel ist von Anfang an klar. Sehr gelungen fand ich aber wie sein Need herausgearbeitet wurde. Auch er ist sehr authentisch, in seinem Handeln logisch und nimmt am Ende eine schöne Entwicklung.

Schneider ist Teresas bester Freund und er ist tatsächlich ein bester Freund, auch wenn er an einer Stelle etwas übergriffig wurde. Das war jedoch zu Teresas Bestem und hat ihre Entwicklung prima vorangetrieben. Er war mir sehr sympathisch und so habe ich mich gefreut, dass er auch etwas Gutes aus Teresas Recherche-Fall ziehen kann.

Die Handlung hat mir gut gefallen. Es wird eine ansteigende Spannungskurve mit verschiedenen Konflikten und überraschenden Wendungen aufgebaut. Die Nebenerzählstränge haben die Hauptgeschichte ergänzt und sie abgerundet. Für meinen Geschmack hätte es aber ruhig noch mehr Spannung geben können, denn es ist ja ein Thriller. Das habe ich nicht immer gespürt und wäre dahingehend gern noch etwas mehr mitgerissen worden. Das ist aber nur mein Geschmack. Was ich unbedingt noch positiv hervorheben möchte ist, dass sehr kritische Themen eingewoben wurden, wie z.B. die Pharmaindustrie ihr Geschäft belebt hat und wie die Politik beeinflusst wird. Das Ende hat mir dann sehr gut gefallen. Alles wird aufgelöst und für einen Thriller gibt es ein richtiges Happy End.

Aber wie liest sich das Buch nun?

Es sind 9 Kapitel + Prolog + Epilog, die in der 3. Person Singular im Präteritum in der personalen Erzählform meist abwechselnd aus Teresas Sicht und aus der Sicht des Sozius geschrieben sind. Das hat mir gut gefallen, um die einzelnen Figuren in ihrem Denken und Handeln verstehen zu können.

Den Schreibstil fand ich auch sehr gelungen. Das Buch liest sich locker und flüssig und man spürt kaum, wie die Zeit verfliegt. Die Dialoge waren sehr realistisch und lebendig. Auch die emotionale Ebene war sehr gut dargestellt, genau wie die Settings und die Atmosphäre. Ich hätte mir insgesamt aber noch mehr Spannung gewünscht.

Mein Fazit:

„Der Sozius“ zeigt, dass man immer für seinen Traum kämpfen und sich durch nichts und niemanden entmutigen lassen soll, auch wenn die Hürden noch so hoch erscheinen. 

Wer einen sanften Thriller (Kurzroman) sucht, der in Hamburg spielt und die Themen „Mut“, „Verzweiflung“ und „Vertrauen/Selbstvertrauen“ verarbeitet, der dürfte mit diesem Roman gut beraten sein.

Von mir erhält dieses Buch eine klare Kaufempfehlung (4/5 Sternen), weil die Figuren sehr authentisch sind und eine wirklich gelungene Entwicklung durchmachen (trotz der Kürze des Romans). Außerdem werden kritische Themen offen dargestellt, die zum Nachdenken anregen. Ein Sternchen ziehe ich ab, weil mir an einigen Stellen Spannung gefehlt hat.

Trotzdem ist es ein gelungener Roman, den ich nur weiterempfehlen kann.

Vielen Dank an Lyl Boyd für diese Geschichte.