Rezension

Schach

Ein Kampf - Patrick Süskind, Jean-Jacques Sempé

Ein Kampf
von Patrick Süskind Jean-Jacques Sempé

Bewertet mit 5 Sternen

Für mich zählt Patrick Süskind zu den herausragenden Schriftstellern deutschsprachiger Literatur. Egal, ob Theater (Der Kontrabass), Roman (Das Parfum) oder wie hier, eine Kurzgeschichte, sein Stil ist unverkennbar, ebenso elegant wie präzise im Ausdruck.
"Ein Kampf" erzählt von einem Schachspiel im Jardin du Luxembourg in Paris.
Und Schachspieler im Park sind in der Tat eine Geschichte wert. Mein Exmann verschwand jedes Wochenende über Stunden im Hamburger "Planten und Blomen", mit dem Schachbrett unter dem Arm. Es trafen sich dort, zumindest zu meiner Zeit, ausschließlich Männer, die ihren eigenen Trojanischen Krieg zu führen schienen. Diejenigen, die gerade keinen Spielpartner hatten, standen dabei leise kommentierend drumherum. Männer, die sich im normalen Alltag nicht einmal angesehen hätten, verbrachten ihre Zeit miteinander. Ausschlaggebend für Anerkennung war nur überlegtes Spiel. Jeder Neuankömmling musste sich seinen Platz in der Gemeinschaft erst erkämpfen. Archaische Stammesrituale sozusagen.
In Süskinds Kurzgeschichte nun treffen ein Unbekannter und der Lokalmatador aufeinander. Aber es geht nicht nur um Schach, sondern auch um Gruppendynamik, Ehre und Moral.
Begleitet und untermalt wird der Text von den hinreissenden Zeichnungen Sempés. Da flanieren Menschen durch den Park, schwingen Schachfiguren das Schwert, schaukeln ältere Herren heimlich beglückt mit der Aktentasche noch im Arm...
Dieses Buch ist ein liebevoll gemachter kleiner Schatz. Ein wunderbares Geschenk für Schachspieler, Liebhaber städtischer Parkanlagen und natürlich für jeden Bücherfreund.