Rezension

Schach und andere Drogen...

Das Damengambit -

Das Damengambit
von Walter Tevis

Bewertet mit 4 Sternen

Zum Inhalt:
Beth Harmon ist grade mal 8 Jahre alt, als sie im Waisenhaus landet. Dort müssen alle Kinder täglich Beruhigungsmittel zu sich nehmen, die ihr Gemüt im Zaum halten sollen. Beth lernt jedoch, wie sie die Pillen aufheben und gezielt einnehmen kann, um nachts Schlaf finden zu können. Der Hausmeister des Waisenhauses, Mr. Shaibel, bringt ihr zu dieser Zeit Schach bei. Schnell begreift er, mit welcher Genialität Beth das Schachspiel beherrscht. Im Alter von 12 Jahren wird Beth adoptiert. Sie nimmt jedoch nicht nur ihr Talent fürs Schach mit. In der Zeit im Waisenhaus hat sich auch eine Sucht hinsichtlich der verabreichten Beruhigungspillen entwickelt. Als sie ein Schachturnier nach dem Anderen gewinnt und um die Meisterschaft spielt, scheint alles perfekt zu laufen. Wäre da nicht die Sucht nach den grünen Pillen und ein aufkeimendes Alkoholproblem...

Meine Leseerfahrung:
"Das Damengambit" ist ein Roman von Walter Tevis, der bereits im Jahre 1983 erschienen ist. Dass dieses Buch wieder so aktuell ist, haben wir der kürzlich erschienenen Netflixserie zu verdanken. Die habe ich jedoch erstmal außen vor gelassen und mich voll und ganz auf das Buch konzentriert.

Tevis erzählt gekonnt die Geschichte eines Wunderkindes, das sich bereits in sehr jungen Jahren zur Schachmeisterin entwickelt. Dass er dabei eine weibliche Figur ausgewählt hat, ist sicherlich nicht Zufall, ist doch die Schachwelt - sowohl heute als auch damals - ganz klar von Männern dominiert. Die Geschichte beginnt in den 50ern, als das Leben der Frau ohnehin bereits vorbestimmt war, nämlich als Hausfrau hinterm Küchenherd zu enden. Beth ärgert sich ständig, dass sie eben immer wieder in die Kategorie "Frau" eingeordnet wird. Dabei steht sie den großen Spielern in nichts nach.

Ein weiteres wichtiges Thema ist Rassismus. Beth findet im Waisenhaus eine Freundin, die ältere Jolene, die es schwieriger hat im Leben, weil sie eine Afroamerikanerin ist. Auch sie kämpft sich derweil hoch und wird eine gute Sportlerin mit Stipendium. Sie ist es auch letztendlich, die Beth zur Hilfe eilt, als diese auf Grund ihres Suchtproblems vor dem Abgrund steht.

Auch Schachinteressierte kommen mit diesem Roman voll auf ihre Kosten. Denn Beth fängt bereits sehr früh an, Schachpartien in ihrem Kopf nachzuspielen. Diese werden genau wir auch die realen Partien in aller Ausführlichkeit beschrieben, so dass man jeden Zug nachverfolgen kann. Ich habe früher sehr gern Schach gespielt und habe durch dieses Buch sehr stark das Bedürfnis gehabt, mein Schachbrett wieder auszupacken. Beth bewegt sich hier ganz klar auf höheren Leveln und es ist durchweg spannend, mitzulesen, wie sie gegen Großmeister antritt und sich den Weg ganz nach oben bahnt.

Die Serie bei Netflix habe ich nun auch bereits begonnen. Die ist übrigens zumindest am Anfang doch recht an den Roman angelehnt. Auf jeden Fall ist sie genauso interessant und spannend zu verfolgen wie das Buch.

Fazit:
Man muss nicht unbedingt Schach können, um "Das Damengambit" zu verstehen. Es ist ein großartiges Buch über starke Frauen, Freundschaft, das Entkommen aus der Sucht und natürlich über Schach in all seinen Facetten.