Rezension

Schade

Ministry of Souls - Das Schattentor - Akram El-Bahay

Ministry of Souls - Das Schattentor
von Akram El-Bahay

Bewertet mit 3 Sternen

London 1850: John Smith ist ein Soulman, also dafür zuständig, die Seelen Verstorbener in die Zwischenwelt zu geleiten. Als er einen Auftrag im Buckinghampalast erhält, findet er mehrere Tote vor, augenscheinlich ermordet – und ein unheimliches Wesen.

Ich bin ein großer Fan des Autors, der für mich ein großes Erzähltalent mit viel Phantasie ist – wie man aber an meiner Bewertung bereits erkennen kann, hat er mich mit diesem Band nicht komplett überzeugen können.

Wie gewohnt hat Akram El-Bahay ein interessantes Charakterensemble entworfen, das aber vor allem in den Nebenrollen brilliert. Beide Protagonisten bleiben relativ blass, auch wenn die Geschichte aus beider Perspektiven erzählt wird. John hat dabei den Hauptanteil, er sticht dennoch wenig heraus, und in Erinnerung werden andere Charaktere bleiben, die ich gleich noch erwähnen werde. Neben ihm ist die Perspektive der einzige Überlebende des oben erwähnten Anschlags eingewoben, Prinzessin Naima. Aber auch sie ist bisher eher farblos, auch wenn sie gegen Ende zeigen kann, was in ihr steckt.

Die wahren Helden sind, wie bereits erwähnt, die Nebencharaktere. Wobei ich Oz fast schon zu den Protagonisten zählen möchte, auch wenn er keine eigenen Kapitel erhält. Zu Beginn ist er Archivar im Ministry of Souls, später ist er tot, aber immer noch sehr aktiv – mehr erzähle ich hier nicht, lasst euch überraschen. Er bringt eine Menge Humor ins Spiel und ist mir schnell ans Herz gewachsen. Sehr interessant ist Terry (der offenbar eine Hommage an einen meiner anderen Lieblingsautoren ist), er ist der Chef des Archivs und schon länger tot, doch anscheinend ist es okay, dass er nicht in die Zwischenwelt gebracht wurde (ein Rätsel, das sich vielleicht noch auflöst?). Ein weiteres Highlight ist Agatha, die am Anfang nur dazu zu dienen scheint, in die Geschichte einzuführen, dann aber doch noch mehr als das wird – lasst euch auch hier überraschen. Sie ist eine alte Dame mit vielen Katzen, die sich weigert in die Zwischenwelt zu gehen und John dadurch das Leben schwer macht – und der zweite Charakter, der Humor ins Spiel bringt.

Die Welt, in der die Geschichte spielt, ist das London des Jahres 1950, etwas fiktiv angehaucht, aber gut zu erkennen und durchaus atmosphärisch integriert. Außerdem besucht der Leser zusammen mit John die Zwischenwelt. Der Hintergrund ist, wie meist bei Akram El-Bahay, orientalisch angehaucht, so kommt auch der Gegenspieler aus diesem Kulturkreis, wie auch die Prinzessin. Leider habe ich hier öfter das Gefühl von schon Bekanntem (auch an den Tintenjäger aus der Bücherstadt-Trilogie fühlte ich mich sehr erinnert – ich hätte lieber mehr „Neues“ gelesen). Auch ist mir der Antagonist noch zu abstrakt. Insgesamt ist mir die Geschichte „zu gewöhnlich“, d. h., leider viel weniger phantastisch als ich es von Akram El-Bahay gewohnt bin.

Am Ende gibt es einen Cliffhanger, denn die Geschichte ist noch nicht zu Ende, der zweite Teil bereits angekündigt. Ob ich ihn lesen werde, weiß ich derzeit noch nicht, wirklich neugierig bin ich, ehrlich gesagt, nicht. Denn, mein größtes Problem ist, dass mich der Roman stellenweise nicht gepackt habe, habe ich andere Romane des Autors meist flott durchgelesen, weil ich sie kaum aus der Hand legen konnte, habe ich mich hier manchmal tatsächlich gelangweilt. Ich hatte sehr hohe Erwartungen an den Roman, erfüllt wurden sie jedoch nur zum Teil.

Leider konnte mich der Roman nicht komplett überzeugen, schade, denn Akram El-Bahay ist einer meiner Lieblingsautoren und hat mich hier erstmals enttäuscht. Ich vergebe dieses Mal „nur“ 3 Sterne, wer den Autor bisher mochte, sollte sich aber nicht abschrecken lassen.