Rezension

Schade, hätte mehr draus werden können

Perchtenjagd - Maja Brandstetter, Wolfgang Brandstetter

Perchtenjagd
von Maja Brandstetter Wolfgang Brandstetter

Bewertet mit 3 Sternen

»Die Lichter aus dem Holzhäuschen, die waren ganz orange … Und warm. Da ist mir auch ganz warm geworden. Ich hab den Bärli in die Tasche gesteckt und mit ihm getanzt, weil da so schöne Musik war … Da hab ich gewusst, so klingt das Christkind. Aber statt dem Christkind sind die Monster gekommen.«

Wenige Tage vor Weihnachten verschwindet die fünfjährige Marie plötzlich beim Besuch des Adventsmarkt in St. Wolfgang. Polizei und die verzweifelte Mutter befürchten eine Entführung und ziehen für die Ermittlungen den Psychologen Meiberger hinzu. Als kurz darauf ein bizarr hergerichteter, offensichtlich ermordeter Mann gefunden wird, ahnt Meiberger 3 Dinge: Der Täter scheint ein Psychopath zu sein, der eine ganz eigene Art hat, sich auf Weihnachten vorzubereiten. Der Ermordete und die verschwundene Marie bleiben sicher nicht die einzigen Opfer in diesem Szenario. Und es ist Eile angesagt, ein wahrer Wettlauf gegen die Zeit beginnt…

 

Thomas Meiberger bestreitet hier seinen ersten Fall in Buchform, in Österreich ermittelt er bereits im Fernsehen. Er ist Gerichtspsychologe, Experte für Forensik und ununterbrochen damit beschäftigt, jeden, der ihm begegnet, zu analysieren. Das ist oft sehr unterhaltsam zu lesen! Und auch bei sich selbst macht er in diesem Punkt keine Ausnahme.

 

Der Krimi startet sehr spannend und speziell die Passagen, die aus Sicht der kleinen Marie geschildert wurden, haben mich sehr gefesselt. Im weiteren Verlauf freute ich mich über interessante Überraschungen und einen durchgehend unterhaltsamen Schreibstil. Bei den Analysen Meibergers habe ich zudem einige wirklich interessante Dinge erfahren. Leider war aber nicht alles gut und nach dem tollen Start verlor das Buch für mich deutlich.

Ich könnte mir vorstellen, dass ein im Film funktionierendes Konzept einfach auf ein Buch übertragen wurde. Viele kleine Einzelszenen wurden aneinandergereiht, die Handlung der großbedruckten 240 Seiten wirkte überfrachtet – man hätte für all das schlicht mehr Umfang benötigt. Da tauchten Personen auf, wurden Szenen beschrieben, die für den Krimi ohne Bedeutung waren und lediglich Unterhaltungswert hatten. Wie gesagt, das kann bei mehr Umfang eine schöne Sache sein, bei wenigen Seiten geht es aber zu Lasten der Krimihandlung. So auch hier.

An einigen Stellen haperte es an Schlüssigkeit, an anderen Stellen wurden gefährliche Situationen dadurch gelöst, dass man entweder die entsprechende Person in den Superheldenmodus versetzte oder einen Zufall an den anderen reihte. Schade, da ist bei mir die Spannung raus.

 

Kleinigkeit am Rande: Als Westdeutsche bin ich mit dem Brauchtum der Perchten nicht vertraut. Kann man natürlich alles googeln (habe ich auch getan), ich hätte mich aber mehr gefreut, wenn es im Buch ein paar grundlegende Infos dazu gegeben hätte.

 

Die Handlung an sich ist abgeschlossen, in Sachen Meiberger gibt es jedoch zum Schluss einen fiesen Cliffhanger und der nächste Band erscheint erst in 2020.

 

Fazit: Tolle Idee und spannender Anfang. Danach aber überfrachtet und teilweise unlogisch und überzogen.