Rezension

Schade, nicht so gut wie die "Lücke"

Die Zweisamkeit der Einzelgänger - Joachim Meyerhoff

Die Zweisamkeit der Einzelgänger
von Joachim Meyerhoff

Bewertet mit 3 Sternen

Nach seinen mehrfach ausgezeichneten autobiographischen Romanen "Alle Toten fliegen hoch" (2011), "Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war" (2013) und "Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke" (2015) ist der heute gefeierte Autor und Wiener-Burg-Schauspieler Joachim Meyerhoff in seinem vierten Band "Die Zweisamkeit der Einzelgänger", erschienen im November bei Kiepenheuer&Witsch, nun als "fragiler und stabil erfolgloser Jungschauspieler" in der Provinz gelandet. In Bielefeld begegnet der Mittzwanziger der ehrgeizigen und überintelligenten Studentin Hanna, später in Dortmund der exzentrischen Theatertänzerin Franka. Schließlich fühlt er sich auch noch in der Bäckerei der prallen Ilse wohl. Und keine Frau weiß von den zwei anderen. Der Verlag stellt im Klappentext die Frage: "Kann das gut gehen?" Ich meine NEIN, meine damit aber Meyerhoffs viertes Buch insgesamt und kann mich den allgemeinen Lobeshymnen nicht oder nur bedingt anschließen. Liegt es am außergewöhnlichen und völlig berechtigten Erfolg seines dritten Bandes? Oder ist es die unweigerlich ermüdende Folge der Serienschreiberei? Hat man alle drei Vorgängerbände gelesen, kennt man Meyerhoffs humoristische Art zu schreiben, seine intelligente Formulierungskunst, seine vortreffliche Ironie, mit der er nicht nur seine Angehörigen und andere beschreibt, sondern vor allem sich selbst. Doch in Band 4 kommt kaum Neues mehr. Erinnerungen an seine Brüder und Großeltern - Repliken an die drei Vorgängerbände - haben noch Witz, auch die Beschreibungen seiner Arbeiten an den Provinztheatern. Aber: Seine privaten Alltagsszenen werden im vierten Band verbal plattgewalzt, die kurzgefasst noch durchaus amüsant gewesen wären. Die unzähligen und ausführlich beschriebenen Bettgeschichten mit Hanna und Franka wirken spätestens nach der dritten ebenfalls ermüdend, zumal man diese in Meyerhoffs sonst so intelligent geschriebener Buchreihe nicht erwartet und vor allem nicht braucht. Ergebnis? Als Meyerhoff-Fan, der alle drei Vorgängerbände kennt, habe ich in diesem vierten Band hin und wieder Seiten überschlagen oder andere quergelesen. Schade drum! Meyerhoff hätte nach dem dritten Band "Ach, diese Lücke ...." aufhören sollen. Oder im vierten stark kürzen und streichen müssen. Dieser vierte Band erscheint irgendwie, vom Verlag dem Autor abgerungen. Meine bisherige Begeisterung für Meyerhoffs Bücher hat dadurch leider gelitten.