Rezension

Schaler Nachgeschmack

Flashback - Dan Simmons

Flashback
von Dan Simmons

Bewertet mit 3 Sternen

Die Geschichte spielt in der nahen Zukunft in den USA. Die Vereinigten Staaten sind keine Weltmacht mehr. Die Mexikaner haben sich große Teile des amerikanischen Südens zurückerobert. Die restlichen Gebiete werden entweder von mächtigen Japanern "beraten", oder versuchen sich von der Außenwelt abzuschotten. Die Kanadier haben eine Mauer zu den Staaten hin gebaut und in Europa regiert ein Weltkalifat mit der Scharia als Gesetzesgrundlage.

Die geschlagenen Amerikaner vergessen ihren Frust im Drogenrausch. Flashback lässt den Konsumenten schöne Szenen aus seiner Vergangenheit immer und immer wieder erleben. Nick Bottom aus Denver, ehemaliger Cop, ist einer der Süchtigen. Sein Sohn ist zu seinem Großvater nach Los Angeles gezogen. Dort hat sich jener aber einer Flashgang angeschlossen, die Verbrechen begehen, um sie anschließend mit Hilfe der Droge unendlich oft wiedererleben zu können.

Eines Tages wird Nick angeheuert, den 6 Jahre zurückliegenden Mord eines Japsensprößlings aufzuklären. Die Prämie will Nick in Flashback investieren, um mit seiner verstorbenen Frau zusammensein zu können. Dann erfährt er aber von Unruhen in LA, will dann doch lieber seinen Sohn da rausholen, obwohl der Junge sich mit seinem Opa schon längst auf dem Weg nach Denver gemacht hat.

Nicks Mordermittlungen und die Flucht seines Sohnes bescheren dem Buch einen rasanten Road-, Air-Trip mit viel Rumgeballere, einem Haufen verbogenen und verbranntem Blech und leider zuvielen Toten. Die Erwähnung eines weiterentwickelten Rauschmittels, dem F2, auf den verschiedenen Handlungebenen lässt aufhorchen. Ist es ein Gerücht, oder ist diese Wunderdroge wirklich in den israelischen Labors entwickelt und freigelassen und Israel zur Strafe mit Atomwaffen verstrahlt worden?

Die Erlebnisse von Vater, Sohn und dessen Opa werden mit den Ziffern 1,2 und 3 unterschieden und dann je nach Handlungstrang als Kapitelüberschriften hochgezählt, also 1.00, 1.01.... 1.15, oder 3.01, 3.02, wenns beim Opa weitergeht, der knüpft nämlich beim Schachspielen im Park ein paar überlebenswichtige Kontakte.

Das Buch ist zweifellos spannend, die Plots gut ausgeleuchtet und eine solche Zukunft durchaus vorstellbar. Was mich aber gestört hat, waren die mehrfachen Hinweise auf die Ursachen für den Niedergang der USA und der Islamisierung Europas. Simmons markiert den Wendepunkt an Obamas Einführung der flächendeckenden Sozialversicherung in den Staaten und der europäischen Bereitschaft, ungebremst Flüchtlinge aus den islamischen Ländern aufzunehmen. Da lässt sich Simmons zu einer sehr einfach gestrickten, neoliberalen und rechtsextremen Erklärung verleiten, die unter dem Deckmäntelchen der Fiktion schon geschichtsverfälschend scheint. Die gute Stimmung war bei mir auf jeden Fall dahin und das Feingefühl für das menschliche Miteinander, welches er in "Terror" gezeigt hat, wurde Lügen gestraft.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 02. März 2020 um 19:11

Sehr gute kritische Herangehensweise!