Rezension

Scharfzüngige Zwischenrufe in die real existierende Inkonsequenz

Die Schlacht um den Euro - Thomas Piketty

Die Schlacht um den Euro
von Thomas Piketty

Bewertet mit 4 Sternen

 

Thomas Piketty, französischer Wirtschaftswissenschaftler von Rang, hat hier seine Pressekommentare zu Euro- und Finanzkrise seit deren offenem Ausbruch in einem lesenswerten E-Book zusammengefasst. In ihnen legt er u.a. dar, dass ein Euro ohne solidarisches Schuldenmanagement zum Scheitern verurteilt ist und befindet sich damit in diametral abweichender Position zu den derzeit federführenden neoliberalen Scheinauffassungen, die in Wahrheit nichts als eine Lobbypolitik der internationalen Finanzmärkte sind und die demokratischen Institutionen Europas systematisch aushöhlen. Die Sicht auf die Dinge erfolgt zwar aus dem Blickwinkel Frankreichs, doch sind viele von Pikettys Aussagen auch für deutsche Lösungsansätze überlegenswert. Unsere Welt ist eben nicht mehr national, auch wenn viele das gerne (wieder) so hätten. Die "Wirtschaftswoche" brandmarkte Piketty denn auch, wie könnte es anders sein, als gefährlichen Sozialstaatsromantiker. Gefährlich für wen? Das wird schnell klar, wenn man die brillant und glasklar verfassten Analysen Pikettys liest: für das neoliberale Zockertum, dessen volksschädlichem Treiben man mit wenigen europagesetzgebenden Maßnahmen einen Riegel vorschieben könnte. Man lese, staune über den desolaten Zustand des real existierenden Europa und seiner gefährlichen finanz- und wirtschaftspolitischen Inkonsequenz, und bilde sich selbst seine Meinung. Mich haben Piketty Ausführungen großenteils überzeugt. Nur wer die abgefeimten Mechanismen des weltweiten Bankstertums und ihrer staatstragenden Helfercliquen erkennt, kann sich künftig noch politisch orientieren. Hier bietet das Buch eine leicht verständliche Hilfestellung. "Die Schlacht um den Euro" ist obendrein ein guter Einstieg in Pikettys Hauptwerk, "Das Kapital im 21.Jahrhundert".