Rezension

Schaurig beklemmender Mikrokosmos

Als das Böse kam -

Als das Böse kam
von Ivar Leon Menger

Bewertet mit 4 Sternen

 

Ivar Leon Menger hat bereits zahlreiche Hörspielserien („Monster 1983“, „Ghostbox“), Hörbuchserien („Darkside Park“, „Die schwarze Stadt“), sowie Bücher und Kurzfilme veröffentlicht. Im Sommer 2022 erscheint sein Romandebüt „Als das Böse kam“ im dtv-Verlag. Ein kleines, feines, aber rasantes Buch, das es faustdick hinter den Ohren hat und in dem der Autor seine Stärken durch das Schreiben der Hörbücher zum Einsatz bringt.

Der Thriller spielt im Norden Europas. Juno und ihre Familie leben auf einer Insel, getrennt vom Rest der Welt. Und so soll es auch bleiben, meinen ihre Eltern. Sie verstecken sich nämlich vor einer Bedrohung von außen und verlassen sie einmal die Insel, müssen sie um ihr Leben fürchten. Viel mehr darf nicht verraten werden, denn mit diesem Vorwissen taucht man direkt in die Story ein und begleitet die Protagonistin Juno aus der Ich-Perspektive. Die Handlung deckt nur einige Tage ab, es passiert sehr viel in sehr weniger Zeit. Das macht das Buch zu einem wahren Pageturner, obwohl es keinen Überfluss an Cliffhangern gibt, das einfachste Mittel, um Leser:innen bei der Stange zu halten.

Menger hat bereits viel Erfahrung im Schreiben von Hörspielen und Hörbüchern. Medien, die beinahe ausschließlich vom Dialog leben, der die Geschichte tragen muss. In „Als das Böse kam“ setzt er diese perfektionierte Fähigkeit ein: Die Charaktere sind nah, glaubhaft, ihre Aktionen sind einfach nachzuvollziehen und sie sprechen wie echte Menschen. Der Roman ist ein Vorzeigeexemplar eines modernen Thrillers, der zwar das Rad nicht neu erfindet, aber dennoch mit einem unheimlichen Setting, einer dynamischen Familienkonstellation und einem flotten Hergang punkten kann. Er ist der spannendste, sehr kleine, Ausschnitt aus dem Alltag eines jungen Mädchens, in deren Leben etwas schief läuft.