Rezension

Schaut mal, wie schön ich morden kann

Todesmärchen
von Andreas Gruber

Bewertet mit 3 Sternen

Zu beneiden ist Sabine Nemez nun wirklich nicht. Ihr neuer Teampartner ist ihr Ex-Ausbilder an der BKA-Akademie, Maarten S. Sneijder, der von seinen Studenten gefürchtet und bei seinen Kollegen als schwierig und äußerst unhöflich verschrien ist. Eigentlich hat sie sich auf Urlaub bei ihrer Schwester und deren Familie gefreut, nun muss sie mit dem übellaunigen Sneijder durch halb Europa einen durchgeknallten Serienkiller jagen und stößt auf interessante Zusammenhänge zu Sneijders persönlichem Background. Mehr sollte ich wahrscheinlich gar nicht zur Story verraten, nicht das sich der Fall zu schnell von allein zusammen reimen lässt.

Krimis und Thriller gehören nicht zu meiner Lieblingslektüre. Ich lese sie ab und an ganz gerne, darf sie aber nicht hintereinander weg lesen, sonst langweilt mich dieser doch immer sehr ähnliche Aufbau schnell und ich erwische mich dabei, wie ich die Geschichte unverhältnismäßig in der Luft zerreiße. Um nicht falsch verstanden zu werden – ich ziehe den Hut vor jedem einzelnen kriminalistischen Roman samt seines Schöpfers. Gerade weil das Genre eine bestimmte Form vorgibt und dennoch permanent so viele neue unterschiedliche Geschichten um Mord und Totschlag in die Buchhandlungen kommen und diese meistens auch echt spannend und aufregend sind. Allerdings hinterlassen sie keinen Mehrwert bei mir und so fällt ein Krimi/Thriller-Fazit bei mir immer recht verhalten aus. So auch in Bezug auf das Todesmärchen von Andreas Gruber, der immerhin mein Interesse wecken konnte, weil sich seine echt fiesen gewaltvollen Mordfälle an Märchen von Hans Christian Andersen orientieren. Die als absolut verschroben wie genial angekündigte Profilerfigur des Herrn Sneijder weckte hohe Erwartungen in mir und naja, um es höflich auszudrücken – ich bin ein Fan von Sabine geworden. Der Sneijder kam mir zu aufgesetzt und unecht vor, da doch lieber die taffe BKA-Kommissarin, die den Fall auch ohne Sneijder hätte lösen können. Insgesamt bin ich mit den Figuren nicht warm geworden und habe auch wirklich, so im Nachklang zum Gelesenen, ein Problem mit der schlüssigen Motivation um Piet van Loon und Sneijder. Vielleicht lag es einfach an der hohen Opferdichte in diesem Thriller, der mich schlicht überforderte. Gerade eine neue super märchenhaft-grausam inszenierte Leiche gefunden, schon eilte man zum nächsten Mordschauplatz und wurde mit neuen zahlreichen blutigen Details bombardiert oder durfte im Rückblick noch alte Mordschauplätze entdecken. Es hatte alles etwas von der guten alten Holzhammermethode. Dabei waren die Zusammenhänge nicht leicht zu durchschauen und auch die Spannung war während der Lektüre definitiv gegeben, von dieser Seite also keine Abzüge. Dennoch sprang der Funke einfach nicht gänzlich auf mich über. Mir war die Handlung in seinen fiesen Finessen (zum Beispiel die dreifache Todesabsicherung in Bezug auf eine Figur) zu klar auf die Spannungserwartung des Lesers hin inszeniert, stattdessen hätte ich mir mehr Tiefe den Figuren gegenüber gewünscht. Eine Chance werde ich dem nervigen Sneijder aber noch geben und mal die Vorgängerbücher lesen – mit genügend zeitlichem Abstand natürlich zwischen der Lektüre.