Rezension

Schelmenroman

Die Farben des Feuers - Pierre Lemaitre

Die Farben des Feuers
von Pierre Lemaitre

Bewertet mit 3 Sternen

Kurzmeinung: Schwer zu sagen, was man von diesem Autor zu halten hat. Eins seiner Bücher werde ich noch versuchen. Irgendwann.

Madeleine Péricourt, verheiratet mit dem angesehenen Gründer und Besitzer der Péricourtbank ist gerade Witwe geworden. Am Tag der Beerdigung wird sie auch Mutter eines behinderten Sohnes, da ihr Siebenjähriger bei einem Suizidversuch aus einem Fenster springt und auf den Sarg des Toten stürzt. Was für ein Auftakt!

Was ich von dem Autor Lemaitre halten soll, weiß ich nach drei Romanen von ihm, noch immer nicht genau. „Drei Tage und ein Leben“ ist ein großartiger Roman, der psychologisch ausleuchtet, was in einem Kind vor sich geht, das schuldig geworden ist. In „Opfer“ zerfallen die Charakterbeschreibungen zugunsten von plakativen seltsamen, fast comic-haften Figuren, es ist aber ein solider Thriller. Was ist „Die Farben des Feuers“?

Vor allem langatmig. Der Roman hätte extrem gekürzt werden müssen!

Er ist eine Art weiblicher „Graf von Monte Christo“ ohne dessen Witz und ein bisschen Thomas Manns „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“, ohne dessen Leichtigkeit.

Am ehesten ist „Die Farben des Feuers“ ein recht schlüpfriger Schelmenroman.

Die Heldin ist Madeleine, die, nachdem sie naiv ihrem Prokuristen und ihrem Schwager vertraut, nach und nach ihr Vermögen durch deren Tücke und Schliche verliert. Und die sich Wege ausdenkt, wiederum ihre Feinde zu ruinieren.

Das Geschehen zieht sich alledings hin und die Leserschaft wird durch manches Bett gezogen. Nun denn. Das Frauenbild, das Lemaitre vermittelt, hat indes wenig Heroisches an sich. Seine Damen ähneln läufigen Hündinnen. Tut mit leid, das sagen zu müssen! So kann Lemaitre jedenfalls nicht den Beifall seiner weiblichen Leserschaft gewinnen.

Gegen den Plot ist nichts weiter einzuwenden als dass die Idee, es den Feinden heimzuzahlen, nicht neu ist und die Ränkeschmiederei zu sehr ausgewalzt ist.

Fazit: Wenn die Idee auch nicht neu ist, hätte der Roman trotzdem witzig sein können, da er von der männlichen Heldenrolle auf die weibliche schaltete -  wenn sie nicht so umständlich vorgetragen worden wäre und das beschriebene Frauenbild nicht ganz und gar unakzeptabel wäre.

Kategorie: Unterhaltung
Verlag: Klett-Cotta

Kommentare

Emswashed kommentierte am 04. April 2019 um 07:45

Frauenbilder von Männern "erdacht" haben immer etwas Hölzernes, Unstimmiges!

wandagreen kommentierte am 04. April 2019 um 08:25

Da magst du recht haben!!