Rezension

Schicksale aus Holt

Abendrot
von Kent Haruf

Bewertet mit 5 Sternen

Colorado. Im Herzen des Bundesstaates der USA liegt die Kleinstadt Holt. Zwei alte Viehzüchter sind unendlich traurig das ihre Ziehtochter nun ihren eigenen Weg geht. In der selben Zeit kämpft ein Ehepaar verzweifelt in ihrem Trailer um ein Stück ihrer Menschenwürde und da ist dann noch dieser kleine und tapfere Junge von gerade mal 11 Jahren der sich liebevoll um seinen kranken Großvater kümmert....Schicksale die nur einer so gut beschreiben kann - Kent Haruf.

 

Kent Haruf hatte damals vor vielen Jahren viel vor als Autor. Er wollte eine Trilogie über die fiktive Kleinstadt Holt schreiben und es ist ihm gelungen wie keinem anderen sonst. „Abendrot“ ist der zweite Teil dieser Reihe und lässt den Blick auf Holt und seine Mitbewohner intensivieren. Im ersten Teil „Lied der Weite“ beginnen wir die Menschen kennen zu lernen und Geschehnisse zu verstehen. In „Abendrot“ tauchen wir tiefer ein. Haruf zeigt mit seinem Schreibstil, der sehr rund und wortgewaltig daher kommt, wie zerbrechlich der Mensch ist. Sein tiefer Blick in die Menschenseele ist ihm hervorragend gelungen und ich habe auch dieses Buch von ihm wieder sehr verschlungen. Haruf hat es immer verstanden den Leser ganz unbewusst in den Bann zu ziehen. In diesem Teil kommt es einem vor, das man die Mitbewohner wieder trifft. Als wäre man auf Du-und-Du begegnet man den Viehzüchtern wieder....auch ihre Ziehtochter und noch etlichen mehr. Diese verschiedenen Geschichten fügen sich sehr harmonisch zu einer zusammen und lassen diesen Plot sehr wohl geformt erscheinen. Haruf gibt seinen Protagonisten sehr intensiv aber auch begrenzten Raum. Somit hat der Leser den großen Vorteil, dass das Kopfkino auch noch gut spielen darf. Er führt den Leser sehr gekonnt durch Holt und macht damit sehr viel Lust auf den Abschluss mit Teil 3. Der große Witz an diesen Büchern ist, das sie eigentlich keine große und spektakuläre Geschichte enthält, sondern es ist wie eine Art Analyse...herrlich simpel aber sehr interessant verfasst!

Ich kann es nicht oft genug sagen, aber Kent Haruf war einer der besten Schriftsteller die die Welt je hatte. Keiner konnte so gut die Menschen beschreiben und in ihre Seele blicken wie er.

Dieses Buch erhält eine ganz klare Leseempfehlung! Aber eines ist wichtig: es macht Sinn den ersten Band „Lied der Weite“ gelesen zu haben...sonst fällt der Einstieg etwas schwerer....