Rezension

Schicksalsbeziehungen

Schicksal -

Schicksal
von Zeruya Shalev

Bewertet mit 3 Sternen

Schon früh erfährt Atara, dass ihr Vater, zu dem sie keine gute Beziehung hatte, schon einmal verheiratet war, doch bleibt dies ein Tabuthema in der Familie. Erst als ihr Vater verstorben ist, versucht sie Kontakt zu seiner ersten Frau herzustellen. Von Rachel, inzwischen an die 90 Jahre alt, erhofft sie sich Aufklärung über die Zeit, als ihr Vater noch im Untergrund aktiv war und darüber, warum ihre Beziehung in der Kindheit eine sehr schwierige war. Atara, selbst zum zweiten Mal verheiratet, sucht Rachel trotz der Mahnungen ihres Ehemanns Alex auf. Bei Atara zuhause liegt einiges im Argen. Ihr Sohn, Kämpfer in einer Eliteeinheit, ist traumatisiert und spricht kaum noch. Auch die Ehe mit Alex, für den sie ihren ersten Mann verlassen und die Tochter aus der heilen Familie gerissen hat, läuft nicht mehr so, wie sie es sich erhofft hatte. Und dann ereilt sie ein Schicksalsschlag, der ihre Welt ins Wanken bringt.

Wer sich für dieses Buch interessiert, sollte nicht allzu viel auf den Klappentext geben. Es geht hier weder konkret um Israel noch um den Kampf im Untergrund. Auch spielt meiner Meinung nach die Liebe an sich keine große Rolle, allenfalls als Grund für die in diesem Buch dargestellten Beziehungen zwischen den Protagonisten, die trotz selbst gefällter Entscheidungen doch dem Schicksal unterliegen. Es ist auch kein Spannungsroman, wie man es nach dem Klappentext erwarten könnte. Sehr ausführlich beschäftigt sich die Autorin mit der Ehe Ataras, mit Rachels Erinnerungen und den Folgen der Entscheidungen der Protagonisten. Die Autorin ist sprachgewaltig, manchmal beschreibt sie sehr poetisch Landschaften, doch beinhaltet das Ganze auch einige Längen, drehen sich die Gedanken Ataras im Kreis, was angesichts ihrer Situation vielleicht nicht abwegig ist, dem Leser jedoch einiges an Geduld abverlangt. Obwohl ganz anders als erwartet habe ich am Ende meinen Frieden mit dem Buch geschlossen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.