Rezension

Schicksalsjahre dreier Frauen

Alligatoren - Deb Spera

Alligatoren
von Deb Spera

Bewertet mit 5 Sternen

Von drei Frauen in drei unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten in Amerika des 20. Jahrhunderts, als Afroamerikaner noch Bedienstete in den bürgerlichen Familien waren, handelt dieser Roman. Gertrude Pardee lebt mit ihrem Mann Alvin in einer kinderreichen Familie auf dem Land. Sie haben nicht viel Geld, nur harte Arbeit mit Hilfe der Kinder halten sie über Wasser. Annie Coles  ist eine bürgerliche Ehefrau eines amerikanischen Industriellen, die für die Bewohner im Umfeld Arbeit bieten. Die beiden haben zwei Söhne, wobei ein Sohn in den Augen des Vaters ein Versager ist. Mutter und Sohn verbünden sich, als sie eine neue Existenz aufbauen wollen. In dieser neuen Aufgabe geht der Sohn regelrecht auf. Oretta Bootles ist eine verheiratete Afroamerikanerin, die seit vielen Jahren bei der Familie Coles arbeitet. Schon ihre Mutter arbeitete bei den Coles. Alle drei Frauen stehen in Verbindung mit einander, vor allem durch Arbeit, aber auch Schicksalsmomente bringen die Frauen zusammen. Gertrude sorgt von einem Augenblick auf den anderen für eine Wendung in ihrem Leben, die sich auf die ganze Familie auswirken wird.

Deb Spera beschreibt in ihrem Roman drei unterschiedliche Frauencharaktere, die in Reichtum und minderwertige Armut leben. Oretta stellt eine Figur dar, die die Vermittlerin zwischen Reichtum und Armut ist. Sie kennt beide Seiten als Angestellte in einer Industriellenfamilie, aber auch die Kehrseite der Sklaverei, die ihre Familie erleben musste in der Vergangenheit. Gertrude will nicht länger unter ihrem brutalen Mann leiden, und sorgt dafür, dass er eben nicht mehr der brutale cholerische Ehemann ist. Nicht nur finanziell, sondern auch emotional bricht für Gertrude eine Welt zusammen. Annie plagen Gewissensbisse, wenn sie an die Erziehung ihrer Söhne denkt, aber auch sie ist nicht befreit von Problemen. Trotz konventioneller Unterschiede der drei Frauen, gelingt es der Autorin, eine solidarische Zugehörigkeit zu schaffen, indem die Schicksale die Frauen zusammengebracht haben. Sie helfen sich gegenseitig, weil ihre Männer, bis auf den Ehemann von Oretta, ein dominantes Leben führen, in dem die Frauen zurück stecken müssen. Man erlebt die Frauen beim Lesen sehr nah, weil aus deren jeweiligen Perspektiven erzählt wird. So wirken sie authentischer und lebendiger.

Diese Geschichte erzählt einen ernsten Hintergrund aus einer Zeit, die man vor Jahrzehnten in den Südstaaten Amerikas stattgefunden haben könnte. Frauenunterdrückung in reichen und armen Familien, die eine klare Rollenverteilung darstellen. Eine berührende Geschichte über Frauen, die sich durch ihr Leben kämpfen. Mein persönliches Lesehighlight im Herbst 2018.