Rezension

Schließe deine Augen

Bird Box - Josh Malerman

Bird Box
von Josh Malerman

Malorie ist schwanger, als die Vorfälle überhand nehmen. Zuerst war es nur in Russland, doch als es auch in den USA passiert, dreht ihre Schwester Shannon durch. Sie glaubt den Berichten, dass da draußen etwas ist, dass die Menschen durchdrehen lässt. Malorie ist skeptisch - bis sie ihre Schwester tot im Badezimmer findet und plötzlich mit ihrer Schwangerschaft auf sich gestellt ist. Sie folgt einem Aufruf in der Endlosschleife, der Nahrung und Unterschlupf anbietet und findet in Toms Haus so etwas wie ein neues Zuhause. 

Niemand weiß, was es ist. Sie sind sich lediglich einig, dass es, egal was es ist, denjenigen verrückt macht, der es sieht. Zuerst greift man andere an, dann bringt man sich selbst um. Es ist, als wäre Wahnsinn plötzlich ansteckend geworden. Ist es eine Krankheit? Ein militärisches Experiment? Oder sind es tatsächlich Wesen, die die Menschen den Verstand verlieren lassen? Bird Box spielt mit genau dieser Ungewissheit. Mit dem Horror, den man nicht sehen kann. Mit der Angst, dass man in der Dunkelheit nicht allein ist. Malorie kann sich nie hundertprozentig sicher sein, denn genau wie alle anderen trägt sie eine Augenbinde, sobald sie das Haus verlässt.

Bird Box wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Einmal in der Gegenwart, in der Malorie mit zwei vierjährigen Kindern einen Fluss befährt, in der Hoffnung, an seinem Ende eine neue Zuflucht zu finden. Und einmal in der Vergangenheit, beginnend bei de Schwangerschaft bis zu dem Zeitpunkt an dem sie sich entschließt, die gefährliche Reise auf dem Fluss anzutreten. Nach und nach erfährt man, wie Malorie zu dem Menschen und der Mutter geworden ist, die sie heute ist. Man erfährt, was sie in Toms Haus erlebt hat, warum sie fliehen musste, warum sie allein ist. Man erfährt, was es mit dem Titel Bird Box auf sich hat. 

Bird Box hat, obwohl es zwischendurch blutig ist, eine subtile Spannung, die mir unheimlich gut gefällt. Ich liebe dieses Spiel mit der Ungewissheit. Die Figuren hören ein Knacken im Wald, ein Rascheln, sie hören Schritte, aber sie können nie sicher sein, was es ist. Ein Mensch, ebenso blind wie sie? Ein Wolf, ein Bär, ein streunender Hund? Oder ein Wesen, das sie wahnsinnig werde lässt? Zu dieser Spannugn trägt auch der Schreibstil bei, dem es gelingt, die Stimmung des Romans wiederzugeben. Die gedanklichen Zwiegespräche, die abgebrochenen Sätze, das Spiel mit Groß- und Kleinschreibung, das alles passt zum Thema Wahnsinn.

Das Ende selbst liest sich fast schon wie der Anfang von etwas Neuem. Wie geht es jetzt weiter? Und für wie lange?