Rezension

Schlimm, aber nicht SO schlimm.

House of Night 01. Gezeichnet - P. C. Cast, Kristin Cast

House of Night 01. Gezeichnet
von P. C. Cast Kristin Cast

Bewertet mit 2.5 Sternen

Inhalt:
Aus heiterem Himmel wird die 16-jährige Zoey Gezeichnet. Auf ihrer Stirn erscheint ein blauer Halbmond, der Zoey nun als Jungvampyr auszeichnet. Das heißt, ihr Körper wandelt sich und sie ist kein Menschenkind mehr. Zum Glück gibt es das Vampyrinternat House of Night in der Nähe, das junge, gerade erst Gezeichnete Vampyre ausbildet und sich um sie kümmert. Zoey ist von all dem ziemlich verwirrt. Sie versteht nicht, was mit ihr geschieht, sie wird aus ihrem alten Leben herausgerissen und muss sich neuen Herausforderungen stellen, so z.B. dass jetzt die Nacht ihr eigentliches Metier sein wird. Doch Zoey ist besonders, denn die Göttin Nyx (= Nacht) hat sie mit ganz besonderen Kräften ausgestattet - und die wird Zoey auch brauchen.

Meinung:
Ok, eigentlich steh' ich nicht auf Vampirgeschichten, Twilight habe ich nach dem ersten Buch beendet - aber trotzdem greife ich in regelmäßigen Abständen mit traumwandlerischer Sicherheit zu solcher Lektüre. So war es auch hier - und überzeugt hat sie mich leider nicht.
Kommen wir zunächst zu den positiven Dingen. Das Buch kann mit einem angenehm warmen Acadamy-feeling aufwarten, dem auch ich mich nicht entziehen kann. Schon immer habe ich Internatgeschichten gemocht, und mit Harry Potter ist dieses Genre ja zur Bestform aufgelaufen. Dieser Zauber greift auch hier, zumindest in light-Form: ein Teenager kommt neu auf ein Internat, muss sich dort behaupten, Freunde finden, hat neue Schulfächer, und einige Merkwürdigkeiten sind auch an der Tagesordnung. Das Setting ist also schon mal gut gewählt.
Auch die Schreibweise ist locker-flockig, ich zumindest hatte das Buch in 3 Tagen durch und musste mich auch nie überwinden, es zur Hand zu nehmen.
Leider war es das aber auch der guten Dinge, denn "Gezeichnet" glänzt vor allem durch zweierlei: Spannungsresistenz und einen Mary Sue-Charakter.
Fangen wir mit Zoey an: Im Verlauf der Geschichte stellt sich heraus, dass Zoey-Baby perfekt ist. Sie gliedert sich perfekt ins neue Schulleben ein, sie findet perfekte neue Freunde, der heißeste Typ der Schule fliegt direkt auf sie und (und jetzt kommt's!) - Zoey ist überdurchschnittlich begabt, denn die Göttin Nyx hat sie direkt, in einem persönlichen Gespräch quasi, mit besonderen Kräften und speziellen Aufgaben ausgezeichnet. Uff, so viel Perfektion tut echt weh! Überhaupt sind alle Jungvampyre und Lehrervampyre im House of Night perfekt, vor allem, was das Aussehen angeht (was die Autoren im übrigen auch nicht müde werden zu betonen). Im Prinzip sehen ALLE aus wie Models, Filmstars, Göttinen/Götter. Und schon wieder tut's weh ...
Leider passiert auch nicht wirklich viel auf den gesamten 430 Seiten. Die ganze Story spielt sich eh in höchsten 4 Tagen ab - und in der Zeit findet Zoey immerhin neue beste Freunde, eine neue beste Feindin, eine Super-Mentorin, einen neuen Verehrer und nimmt an gefühlten 10 Ritualen teil.
Rituale werden überhaupt sehr groß geschrieben, jedes wird leider auch sehr exakt und ausführlich beschrieben. Wenn dann aber zum wiederholten Male eine grüne, eine rote, eine violette, eine blaue und eine lilafurzgeblümte Kerze genommen und angezündet wird und alle vier Elemente beschworen werden, macht sich vor allem eines breit: LANGEWEILE!
Die Charaktere sind gesamt gesehen recht flach, es gibt einige Stereotype (die schöne, aber böse Aphrodite, der Quotenschwule, die Quotenschwarze, die treue, aber im Schatten stehende beste Freundin ...) und leider lernt man kaum Lehrer oder andere Schüler kennen.
Die von vielen bemängelte Gossensprache hat mich komischerweise nicht so gestört. Das mag daran liegen, dass ich viel mit Hauptschülern aus sozialen Ballungszentren arbeite, und viele von denen reden leider wirklich so ... So ganz weit hergeholt scheint mir diese "Jugendsprache" also nicht, obwohl manche Wörter wirklich grenzwertig waren (z.B. "Fickfetzen"!!!).

Fazit:
Das Buch bietet eigentlich mehr Nach- als Vorteile: langweilige Story, eine Mary Sue, nichtssagende Charaktere und oftmals der pädagogische Zeigefinger. Warum ich trotzdem 3 Sterne vergebe? Na ja, erst einmal sind es 2,5 Sterne, die ich aufrunde, und zweitens gefällt mir irgendwie der lockere Schreibstil und die Acadamy-Szenerie. Ich habe schon schlimmere Bücher gelesen - aber auch jede Menge bessere.
2,5 Sterne