Schlug mir zu schwer aufs Gemüt
Bewertet mit 3 Sternen
Hannah, Lissa und Cate sind seit Jahren befreundet und mittlerweile Mitte dreißig. Jede sieht sich ihren eigenen Problemen gegenüber, gefühlt sind sie noch nicht in der Mitte des Lebens angekommen. Andere sehen sich bereits als gescheitert an. Cate leidet unter Depressionen und kommt nicht mit ihrem sechs Monate alten Baby klar, Lissas Schauspielkarriere ging stetig bergab und Hannah quält sich und ihren Mann mit einem strikten Reglement, um nach der dritten künstlichen Befruchtung endlich schwanger zu werden.
„Erste-Welt-Probleme“, das dachte ich mir sehr oft während des Lesens von „Was wir sind“. Natürlich sind es für die drei Frauen gravierende Probleme, vor allem Hannah war mir aber zu sehr fixiert auf ihren Kinderwunsch. Cate war mir durch und durch unsympathisch, ihre häufigste Aussagen ist „Keine Ahnung“. Alle Charaktere sind sperrig und mehr oder wenig unsympathisch, zu keiner Frau konnte ich wirklich Verbindung halten, obwohl ich in der gleichen Altersgruppe bin. Alle drei kamen mir entweder verbittert (Hannah, Cate) oder noch nicht erwachsen vor (Lissa). Wahrscheinlich können sich viele Frauen in unserem Kulturkreis mit diesen Problemen identifizieren, mir erschien das alles zu belanglos. Vielleicht auch nicht mein Interessenkreis.
Der Schreibstil von Anna Hope gefiel mir, er schlägt zusammen mit der Handlung jedoch aufs Gemüt. Alles wirkt zum Scheitern verurteilt, man denkt, für die Frauen ändert sich nie etwas. Und dann nach all der Trostlosigkeit kommt der Umschwung, da hatte ich innerlich aber zu den Charakteren schon keinen Draht mehr. Es gibt unterschwellige feministische Töne, doch die Protagonistinnen passten für mich nicht dazu, vielmehr schienen vor allem Hannah und Cate das Bild von der „neurotischen“ Frau zu verkörpern.
Ich denke, dass „Was wir sind“ für manche Leserinnen gerade richtig ist, für andere wie mich wohl eher nicht. Zumindest eine gute Diskussionsgrundlage!