Rezension

Schmökerspass garantiert

Die Nacht der gestohlenen Küsse - Kasie West

Die Nacht der gestohlenen Küsse
von Kasie West

Bewertet mit 4 Sternen

Charlotte trägt am liebsten Schlabberklamotten, spielt Football oder wetteifert mit ihren Brüdern. Mit Mode oder gar Make-up hat sie so gar nichts am Hut. Eigentlich sogar verständlich, wenn man bedenkt, dass Charlie nach dem frühen Tod ihrer Mutter in einem reinen Männerhaushalt aufgewachsen ist. Nicht nur, dass sie drei Brüder hat, nein, der Nachbarsjunge Braden sitzt auch noch meistens bei ihnen mit im Wohnzimmer.

Dieser 'burschikose', wilde Mädchentyp, der plötzlich seine Weiblichkeit entdeckt, ist zwar nichts Neues, doch die ganze Familiensituation hat mir hier richtig gut gefallen. Einige Tischszenen mit Vater habe ich sogar bildlich vor mir gesehen.
Richtig toll fand ich die drei Brüder. Zwar sind sie sehr unterschiedlich und doch haben sie alle ihren Platz in Charlies Herz und würden im Gegenzug alles für ihre Schwester tun. Bei der Lektüre hat man richtig gespürt, dass diese Familie wegen einem Schicksalsschlag zusammenstehen musste.

"Die Nacht der gestohlenen Küsse" ist aus der ich-Perspektive von Charlie geschildert. Auf der einen Seite ist sie eine offene Persönlichkeit, mit der man Pferde stehlen kann (zumindest Braden und ihre Brüder), auf der anderen Seite fehlt ihr jedoch ab und zu ein bisschen das nötige Feingefühl und benimmt sich wie ein Elefant im Porzellanladen. Da merkt man sicher, dass sie alleine unter Männer aufgewachsen ist. 

So gibt es dann einige sehr witzige Szenen, als sie mit ihrem Job in einer Modeboutique beginnt. Von dem ganzen Mädchenkram hat sie nämlich noch nichts gehört, geschweige denn ausprobiert. Es beginnt damit, dass sie für ihren Job andere Kleider braucht und 'endet' damit, dass sie nicht mit zum Kaffee will, weil sie gar nicht weiss, worüber sie sich unterhalten sollte. Doch lange kann sie sich den Mädchen natürlich nicht entziehen ...

Nachdem die Geschichte sehr locker und unterhaltsam gestartet ist, rückt dann die Mutter und deren Tod etwas mehr in den Mittelpunkt. Charlie hat dieses schlimme Ereignis nämlich nicht richtig verarbeitet. Nacht für Nacht erwacht sie aus einem Albtraum, in dem ihre Mutter stirbt. Und so beginnen die nächtlichen Zaungespräche mit ihrem Sandkastenfreund Braden und die Handlung gewinnt an Tiefe.

Obwohl ich bei "Die Nacht der gestohlenen Küsse" Kleinigkeiten zu bemängeln habe, konnte mich Kasie West auch mit ihrem neusten Werk kurzweilig unterhalten. Ihr Schreibstil ist auch dieses Mal sehr flüssig zu lesen und so macht die Lektüre einfach gute Laune. Und so hoffe ich, dass der Arena Verlag auch Kasie Wests neustes Werk "The Fill-In Boyfriend" übersetzen wird.

Fazit:
Kasie West ist für mich schon ein Garant für gute Unterhaltung, die sich wegschmökern lässt wie nichts. Ihre Stärke ist es sicher, Charaktere durch einige wesentliche Merkmale auf den Punkt zu bringen, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen und dem Leser eine lockere Geschichte mit etwas Tiefe zu bieten. Da sieht man dann auch gerne über den einen oder anderen kleineren Kritikpunkt hinweg.