Rezension

Schmuck der Geprügelten

Blauschmuck - Katharina Winkler

Blauschmuck
von Katharina Winkler

Bewertet mit 4.5 Sternen

Was für ein schönes Cover, was für ein irreführender Titel! Katharina Winklers Debütroman ist harter Tobak, ein Buch, das ich trotz seiner sprachlichen Qualitäten inhaltlich deprimierend finde. Es ist eindringlich geschrieben ist, in bildhafter, manchmal abgehackter, auch sehr schöner Sprache. Es geht um das Martyrium einer jungen Frau, das auf wahren Tatsachen beruht. Das Ende ist positiv realistisch, kann aber nicht darüber hinweg täuschen, dass dieses Schicksal wahrscheinlich kein Einzelfall ist.

Blauschmuck ist der sichtbare Ausdruck grausamer Männerherrschaft. Fast alle Frauen in einem kurdischen Dorf werden von ihren Männern mehr oder weniger verprügelt, was sich von hell- bis dunkelblau zeigt. Sie empfinden es als normal und verachten die einzige, die ohne solche Male durchs Dorf geht.

Das ist eine Haltung, die mir völlig unverständlich ist, wie so vieles in diesem Buch. Die blutjunge Filiz verliebt sich in Yunus, lässt sich von ihm entführen und heiratet ihn gegen den Willen ihres Vaters. Aus der Strenge des Elternhauses gerät sie unter die Herrschaft ihrer Schwiegermutter, die sie - ebenso wie ihr 'Ehemann' - als Sklavin behandelt. Das ändert sich auch nicht, als sie Kinder bekommt und schließlich mit Yunus nach Österreich zieht. Und wenn es nicht aufmerksame Nachbarn gegeben hätte, wäre sie wohl zu Tode geprügelt worden.

Meiner Meinung nach kann man diesen körperlichen und seelischen Terror nicht alleine auf die grausame Männerherrschaft schieben. Auch wenn alle ihre Frauen prügeln, so schlimm wie Yunus treibt es keiner. Mir scheint, dass hier Gewaltherrschaft den Nährboden bildet, auf dem ein schlechter Charakter seine Bösartigkeiten ausleben kann.

Dass dieses Buch von gesellschaftlicher Brisanz ist, sei hier nur am Rande erwähnt.