Rezension

Schmunzelkrimi gepaart mit etwas Ostalgie - eine gute Mischung!

Herrentag - Hans-Henner Hess

Herrentag
von Hans-Henner Hess

Bewertet mit 4 Sternen

Sodom und Gomorrha im tiefsten verschlafenen Thüringen - wer hätte das gedacht? Am wenigsten sicherlich "der Fickel", Protagonist in diesem Lokalkrimi. Einen Vornamen hat er sicher, allerdings wird der nicht verraten und das ist auch nicht notwendig. Den Fickel kennt man hier, ebenso wie "den Amthor", "die Gundelwein" und "den Kminikowski".

Es ist eine interessante Mischung von Figuren und Charakteren, die uns Herr Hess hier anbietet. Der Fickel ist ein ruhiger Patron, bissel faul, dem guten Essen zugetan, der Gundelwein eher nicht so. Denn die ist seine Exfrau und ein wenig sehr ... nun ja, ambitioniert in ihrem Beruf als Staatsanwältin. Schon diese Konstellation sorgt im Buch für so manchen Lacher.

Der Amthor ist ein Kollege vom Fickel, auch nicht mit sonderlich viel Ehrgeiz gesegnet. Ganz im Gegenteil zum Kminikowski, dem allseits bekannten Lokalfürsten (sprich: Landrat), dessen Gattin in diesem Roman ein viel zu frühes Ende findet.

Während der Fickel in höchstem Maße unerwartet zum Pflichtverteidiger des vermeintlichen Mörders mutiert, deckt die Gundelwein nebulöse Geschichten der hiesigen Lokalpolitik auf. Oder versucht es zumindest. Eine nicht unerhebliche Rolle spielt auch eine Seniorenresidenz, in der sich seltsame Dinge zutragen. So wird es einem zumindest unter der Hand zugetragen im beschaulichen Meiningen.  :-)

Der Schreibstil dieses Krimis ist schwer zu beschreiben - den muss man erlebt haben! Nicht total ungewöhnlich, aber auch nicht ganz alltäglich schmunzelt man sich durch das Buch (und die Fußnoten, die Nicht-DDR-Kennern das sozialistische Erbe näherbringen) - beschwingte Lesestunden garantiert.