Rezension

Schnee atmen

Schnee - Michael Schophaus

Schnee
von Michael Schophaus

Bewertet mit 5 Sternen

Michael Schophaus beschreibt seine Liebe zum Schnee und der Kälte des Winters, die er schon als kleiner Junge entdeckte. Er stellte beispielsweise ein Glas Wasser auf das äußere Fensterbrett, schute wie sich eine Haut darauf bildete, beobachtete den Schnee, der seinen Weg in sein Herz und seinen Atem fand und ihn zu beruhigen und zu trösten vermochte.

Kindheitserlebnisse, beispielsweise auf Skiern in seiner damaligen Heimatstadt Bottrop, oder Begebenheiten in Lappland oder auf dem Kilimanscharo erzählt er gekonnt und einfühlsam. Für mich sind seine Beschreibungen aber viel mehr als nur eine Liebeserklärung an den Winter, denn nicht nur zwischen den Zeilen erfährt man von ganz anderen Lebenssituationen, in den selbst der Schnee die Trauer nicht vertreiben oder trösten konnte. Sei es bei Erzählungen der Eltern über den kältesten Winter 1948 und den Krieg, Erzählungen eines alten Mannes über Schützengräben seiner Arbeit als Witwenschüttler oder Sargöffner für den Stern – die Bilder der Lawinenkatastrophe von Galtür werden die meisten von uns noch vor Augen haben – oder der 600 tägigen Begleitung seines krebskranken und sterbenden Sohnes Jakob. Gerade dieser Kontrast der Ruhe und des Trostes mit eingeflochtenen Sequenzen machen dieses Buch zu einem ganz besonderen, eher stillen und nachdenklich machenden Buch.

Auf Grund des Klappentextes hatte ich ehrlich gesagt etwas anderes erwartet, eine viel seichtere und dahinplätschernde Aneinanderreihung von Geschichten über Schnee; aber das trifft es bei weitem nicht. Ich hatte vor Jahren zwar das Erscheinen von „Im Himmel warten Bäume auf dich“ bemerkt, mich aber nicht an den schweren Inhalt herangewagt und were dies, nachdem ich den Schreibstil des Autors als sehr einfühlsam und angenehm empfunden habe, nachholen.