Rezension

Schnell wieder vergessen

Das Fundament der Ewigkeit
von Ken Follett

Bewertet mit 3 Sternen

~~Inhalt und Meinung:

Eine isoliete Inhaltsbeschreibung erscheint mir bei diesem monumentalen Werk nicht sinnvoll, da die Figuren und die Schauplätze, an denen sie agieren, sie zahlreich sind. Ich denke, aus meiner Rezension insgesamt wird ersichtlich, worum es sich handelt.

Der Leser taucht diesmal in die Epoche der Konfessionskriege des 16. Jahrhunderts ein: Katholizismus gegen Protestantismus. Martin Luther hat mit der von ihm angestoßenen Reformationsbewegung einen religiösen Flächenbrand erzeugt und die verschiedenen Konfessionen spalten nun Länder, Städte, Dörfer, Familien. Es ist eine bewegte, gewalttätige Zeit, in der Menschen wegen ihres Glaubens hingerichtet werden. Politische, gesellschaftliche und religiöse Stabilität gibt es nur noch punktuell.

In dieser Zeit begleiten wir verschiedene Charaktere über mehrere Jahrzehnte in unterschiedlichen Ländern: Da ist Ned Willard in Kingsbridge bzw. London, der seine Jugendliebe ziehen lassen muss und durch widrige Umstände in die Dienste der neuen englischen Königin Elisabeths gelangt - zu einem ihrer obersten Spione. Ein weiterer Erzählstrang wird in Frankreich mit Silvie (Schreibweise unklar, da ich das Hörbuch hatte) eröffnet, die als überzeugte Protestantin nur im Geheimen ihren Glauben leben darf und an einer Art protestantischer Untergrundbewegung teilnimmt.

Doch bevor ich ins Plaudern gerate, komme ich lieber zu den Dingen, die mir gut gefallen haben bzw. die ich unterirdisch fand.

Positiv ist nach wie vor Folletts Schreibstil: Liest bzw. hört sich wie ein Messer, das durch weiche Butter geht. Das Kopfkino springt sofort an, ich war sofort wieder in Kingsbridge, lebte, liebt und litt mit den Charakteren. Die erste Hälfte des Romans hat mir aufgrund seiner persönlichen Schicksale und somit der lebendig gewordenen Historie richtig gut gefallen, 5 Sterne dafür!

Doch ab etwa der Hälfte kippte das Ganze und ich konnte mich nur schwer zum Weiterhören bewegen. Das lag vor allem daran, dass sich das Verhältnis von Figuren und Historie komplett umkehrt. Jetzt war es so, dass die Figuren nur noch bloße Träger für geschichtliche Ereigisse waren, ich spürte regelrecht, wie Follett sich nach und nach historische Ereignisse vornahm, um sie abzuarbeiten, und dafür brauchte er halt seine Figuren, wie Pappkameraden. Einige Figuren wurden allein zu diesem Zweck eingeführt, so bspw. Ibrima und Alison, die keinerlei eigenes Profil besitzen, weil sie nur dafür gebraucht werden, um gewissen Handlungen für den Leser zu transportieren. Sehr, sehr unschön!!

Auch stört es mich, dass sich Figuren stets genauestens daran erinnern, wen sie vor 15 Jahren oder so getroffen haben und was bei diesen Begegnungen genau passiert ist. Auch das ein Kniff des Autors, der allzu leicht zu durchschauen ist und einfach nur nervt, weil es unrealistisch ist.

Leider ist die Schwarz-Weiß-Zeichnung auch in diesem Follett wieder recht stark. Wenn jemand von etwas überzeugt ist, ist er entweder ein totaler Fanatiker, voller Hass und/oder Machtstreben (z.B. Pierre Oumont, Rollo, der Klerus), oder ein Liberaler, der nur so vor Toleranz und Solidartät überschäumt (Ned, Silvie). Aber dieses Problem wird der Autor in diesem Leben wohl nicht mehr angehen.

So erlebt der Leser etwa 60 Jahre dieses sehr interessanten Zeitalters durch die Augen unterschiedlichster Figuren mit. Eigentlich ein spannendes Unterfangen, wenn da nicht die deutlichen Schwächen des Romans wären. Er wird mir nicht lange im Gedächtnis bleiben ...

Daher leider von mir nur

3 von 5 Sternen