Rezension

Schnitt

Schnitt - Marc Raabe

Schnitt
von Marc Raabe

Bewertet mit 4 Sternen

Mit seinem Debüt ist Marc Raabe auf jeden Fall sofort ein ziemlich guter Thriller gelungen, der dem Leser, zumindest war es bei mir so, extrem viel Spannung verspricht.

Die Handlung lebt ganz eindeutig stark davon, dass niemand in der Geschichte wirklich weiß, was in der Nach, in der Gabriels Eltern starben wirklich passiert ist. Weder die Charaktere haben einen blassen Schimmer, noch man selbst als Leser hat wirklich eine Ahnung was damals wirklich passierte. Nur ein Charakter scheint mehr zu wissen und von dem weiß man zunächst eigentlich nur, dass er wahrscheinlich der Verantwortliche für die Taten in der Gegenwart ist.

Ich fand es auf jeden Fall ziemliche spannend Gabriel auf seiner Suche nach der Wahrheit und Liz, die ja eigentlich vollkommen unbeteiligt in die Sache hineingezogen wird, zu begleiten und zu verfolgen. Besonders auch, da ihm immer mal wieder Steine in den Weg gelegt werden und Gabriel nicht wie ein Überheld wirkt. Bei einem Charakter muss ich ehrlich zugeben, dass ich ihn nicht verstanden habe, denn Liz war mir von ihrem Verhalten her teilweise echt ein Rätsel. Sie schien mir nämlich oftmals in keiner Weise über ihre Handlungen und deren Folgen nachzudenken und wirkte damit so verdammt kurzsichtig und naiv. Und das fällt auch gleich am Anfang auf, geht sie doch nach einem Vorfall, nachdem ich wohl erstmal nicht so schnell wieder vor die Tür gegangen wäre, mitten in der Nacht spazieren, ohne auch nur im Ansatz über ihre Handlung zu reflektieren.

Bei Gabriel muss ich gestehen, fand ich es extrem klasse, wie seine instabile Psyche, aufgrund der Erfahrungen als Kind, während dem Tod seiner Eltern dargestellt wurde. Die Selbstgespräche, die er mit seinem Alterego, das ihn immer mit dem Namen »Luke« anspricht, in seinem Kopf führt, wirken einfach sehr passend für ein Trauma. Zudem finde ich die Wahl Luke Skywalkers, durch die Zeit seiner Kindheit und die Rolle an sich sehr interessant gewählt im Zusammenhang mit Gabriel. Und trotz dieser Probleme war für mich, vielleicht auch grade wegen dieses Zusammenhangs, das auffälligste an Gabriels Charakter seine große Willensstärke, die er trotzdem besessen und seine Persönlichkeit auch stark bestimmt hat.

Neben den Charakteren, die mir, abgesehen von Liz offensichtlicher Naivität oder vielleicht sogar gar Dummheit, ehrlich sehr gefallen haben, war aber auch die Haupthandlung des Thrillers sehr gut aufgebaut. Jedoch erkennt man an dieser auch, dass es wohl einen Charakter mit der naiven Persönlichkeit von Liz hat geben müssen, denn sonst hätte die Handlung so wohl wenige Chancen gehabt. Manche kleineren Nebenhandlungen hätten in meinen Augen ruhig fehlen dürfen, denn ich fand sie im Nachhinein eher etwas störend, da sie so gar nichts mit dem Rest zu tun hatten und auch einfach für mich nicht richtig interessant waren, aber trotzdem ab und an erwähnt wurden und ein wenig den Fluss der restlichen Handlungen störten, gefühlt. Sehr gepasst hat wiederum das Finale der Geschichte, dass nach der langen Suche durch seinen Effekt passend, wenn vielleicht im Allgemeinen ein wenig unrealistisch war. Es passte aber allgemein sehr gut zum Buch an sich und daher war auch der eher leicht unrealistische Teil sehr gut zu verkraften für mich.

Insgesamt hat der Thriller beim Lesen echt Spaß gemacht, da er spannend war, in meinen Augen nicht in übertriebenem Maß brutal und vor allen Dingen auch ein paar sehr interessante Charaktere hatte. Wer also gern etwas Spannendes liest, dass nicht zwingend extrem viele Morde und typische Ermittlungsmethode beinhalten muss, dem kann ich den Thriller auf jeden Fall empfehlen.