Rezension

Schnitzeljagd für Erwachsene

Die drei Leben der Tomomi Ishikawa - Benjamin Constable

Die drei Leben der Tomomi Ishikawa
von Benjamin Constable

Bewertet mit 5 Sternen

"...und zu dem ärgerlichen Schluss kommen, dass man im wahren Leben, anders als in Büchern, selten alle Antworten bekommt, die man gerne hätte, und dass es wahrscheinlich keine zufriedenstellende Auflösung für das alles gibt, auch wenn ich nicht verstehe, warum nicht." (S.300)

"Im wirklichen Leben bekommt man selten alle Antworten, nach denen man sucht" (S.322)

Zum Inhalt:
Benjamin Constable, Autor und gleichzeitig Protagonist, eine imaginäre Katze namens Cat, eine mysteriöse japanische Tote und eine schöne Unbekannte, dass sind die Umrisse der fantastischen und brutalen Reise zwischen Paris und New York auf die sich der Leser dieses Romans zusammen mit Benjamin Constable selbst begibt.
Benjamin Constable erhält von einer guten Freundin einen schrecklichen Brief, in dem Tomomi Ishikawa, von allen liebevoll Butterfly genannt, ihm mitteilt, dass sie zu dem Zeitpunkt in dem dieser Brief gelesen wird schon nicht mehr unter den Lebenden weilt. Dieser Brief soll aber nicht nur den Tod Ishikawas verkündigen, sondern Ben auch auf seine bevorstehende abenteuerliche Reise hinweisen, die Butterfly für ihn hinterlassen haben soll. An diesem Punkt hat Ben noch keine Ahnung auf was er sich ab hier einlässt und in was er innerhalb dieser Schnitzeljagd alles hineingeraten wird. Tomomi verspricht Ben eine aufregende Jagd nach einem beziehungsweise mehreren Schätzen die er durch immer wieder verstecke Hinweise ausfindig machen wird. Für Ben kommt dieser Brief völlig unerwartet und ihn trifft die Nachricht über den Tod von Butterfly dementsprechend hart. Vielleicht war Ishikawa als Freundin für ihn nicht permanent präsent, und doch hatten beide zusammen große Pläne, wie zum Beispiel, das Verfassen eines Buches über gemeinsame Erlebnisse oder über erfundene Geschichten.
Nachdem Ben den ersten Schock überwunden hat entschließt er sich tatsächlich sich auf die Reise zu begeben die Butterfly ihm hinterlassen hat, ohne jegliche Ahnung auf was er sich da einlässt und was alles über seine Freundin Butterfly ans Tageslicht befördert wird.

Der Erzählstil:
Benjamin Constable schreibt in seinem Buch hauptsächlich in der Ich-Form. Die Hinweise die er auf seiner Reise von Butterfly erhält sind immer kursiv gehalten und aus der Sicht von Tomomi geschrieben. Die Reise von Ben wird in Präsens geschrieben. Aus der Sicht von Butterfly stellt sich natürlich einiges in der Vergangenheit dar. Die Umgebung von Ben in Paris wie auch in New York wird sehr detailliert und blumig beschrieben, hier muss man als Leser sich wirklich drauf einlassen wollen um sich die Umgebung vorzustellen um so zu einem wundervollen und ganzheitlichen Lesevergnügen zu gelangen. Dies bezüglich könnte ich mir vorstellen, dass , wenn man dies nicht möchte, sich die gesamte Geschichte doch sehr zieht und einem eher langweilig und banal vorkommt. Hat man allerdings einmal Spaß daran gefunden sich zusammen bin Ben auf die abenteuerliche Schnitzeljagd zu begeben und sich in die jeweilige Situation hinein träumen kann, kommt man von diesem Buch nicht mehr los und man lechzt zusammen bin Benjamin nach den nächsten Hinweisen von seiner Butterfly.

Fazit:
Zusammenfassend muss man einfach sagen, dass das Buch von seiner Sprache lebt. Die Geschichte um Benjamin und Tomomi ist eine sehr gute Idee, die fantastisch umgesetzt wurde und durch den Stil zum Leben erweckt wird. Hierbei verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion immer wieder und man weiß nicht immer, was man wem eigentilch noch glauben soll. Aber genau auf diesen Punkt sprechen meiner Meinung nach die beiden oben genannten Zitate an. Das Buch bietet zum Schluss nicht die gesamte Auflösung der Geschichte, da man, gerade weil man weiß das Benjamin eine imaginäre Katze hat und somit wohl sehr viel Vorstellungskraft besitzt, auch auf die geschriebenen Worte des Benjamin eventuell nicht unbedingt vertrauen kann. Aber genau das ist nun mal das Leben, es besteht aus Zufälle, aus ungeklärten Rätseln und aus Fragen auf die es keine Antworten geben wird. Ob einem das nun gefällt oder nicht muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich habe meine Meinung diesbezüglich geändert. Vor diesem Buch hatte ich regelrechte Wutanfälle, wenn ein Buch nicht alle offenen Fragen geklärt hat und ich mit diesen Fragen am Ende allein gelassen wurde. Durch die beiden oben genannten Zitate wurde mir bewusst...tja so ist das nun mal im Leben. In Bezug auf das Leben war mir das natürlich bewusst, in Bezug auf Bücher hatte ich das noch nie so gesehen und vielleicht sogar verurteilt. Bei diesem Buch hat es mir absolut nichts ausgemacht und fand es am Ende sogar das Interessante daran. Ich habe mich während des lesens in dem Buch positiv verloren, ich war ganz und gar an Bens Seite und sah die gefunden Notizbücher von Tomomi förmlich vor mir.
Für mich ist dieses Buch mein Highlight im Jahr 2013 und ich bin sehr froh, dass ich dieses Buch lesen durfte.