Rezension

Schnörkellos und sehr eindringlich

Rote Kreuze
von Sasha Filipenko

Bewertet mit 5 Sternen

Ich kannte bisher kein Buch von Sasha Filipenko, aber ich bin mir nun sicher, dass dieses Buch nicht mein letztes Buch von diesem Autor sein wird. Rote Kreuze ist beeindruckend, packend und traurig.
Wer sich auf dieses Buch einlässt, muss die klare und direkte Sprache mögen. Sasha Filipenko schießt phasenweise seine Sätze hinaus. Ohne Schnörkel und hübsche Füllwörter. Geradezu ins Auge des Lesers. Anfangs etwas ungewohnt, aber schon nach kurzer eine wahre (Lese-)Freude für mich. 

Erzählt wird die Geschichte von Tatjana Alexejewna, einer alten Frau, die sich ihrem neuen Hausbewohner aufdrängt. Sie leidet an Alzheimer und trägt schwer an ihrem Schicksal. Während sie das aktuelle Geschehen sich nicht mehr merken kann, sind ihre Erinnerung ganz klar und deutlich abgespeichert. Es sind traurige Erinnerungen aus der Zeit von Stalin und seinem Terrorregime, aber auch die ganz große Liebe, die sie nie voll und ganz ausleben konnte. Sie musste sich und die Kinder allein durchbringen. Sie war Übersetzerin für den NKID und sie traf während des Zweiten Weltkrieges eine schwerwiegende Entscheidung in der Hoffnung ihren Mann retten zu können. Diese Entscheidung lässt sie bis heute nicht los und bevor sie ihren Verstand völlig verliert, will sie wissen, was sie ausgelöst hat und was mit dem Mann geschehen ist.

Der Part von dem jungen Nachbarn Alexander ist im Gegensatz zu Tatjanas Erlebnissen einfach nur blass. Vielleicht wollte der Autor auch diesen großen Unterschied auch bewusst hervorheben. Was mir gut gefallen hat, waren die Dokumente und Telegramme, die immer wieder in den Text eingebaut worden. Diese machten die Geschichte realer, glaubwürdiger und auch eindringlicher.
Das Ende ist wie das gesamte Buch. Schnörkellos und sehr deutlich, aber auch passend. Es ist eine Geschichte, die die Frage aufwirft: Wie weit würdest du für deine Lieben gehen?