Rezension

Schockierend, überraschend und auch sehr tragisch und traurig

Kaltes Weiß - Simone Dark

Kaltes Weiß
von Simone Dark

Bewertet mit 4 Sternen

“Kaltes Weiß” von Simone Dark, fiel mir vor allem durch das Cover auf.
Der Klappentext klingt ungewöhnlich und zugleich ist er sehr aussagekräftig, verrät aber meines Erachtens nach , schon zuviel.

Ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Die Story ist definitiv anders. Tiefer, trauriger.
Als Thriller ist es ausgezeichnet. Ich habe wirklich lange darüber nachgedacht. Aber für mich war der Thrillanteil doch etwas zu wenig.
Die gesamte Story rund um Ferdinand hat mich jedoch absolut mitgerissen und positiv überrascht.
Es ist verdammt eindringlich, tragisch und dramatisch zugleich.
Ferdinand ist nicht wie andere. Er ist speziell, einfach anders als seine Altersgenossen.
Verschlossener, geheimnisvoller, unschuldiger.
Seine Persönlichkeit zu ergründen, macht einen Teil der Story aus und löst einiges an Beklemmung aus.
Ich hatte das Gefühl, auch als er schon älter war, das er trotzdem noch bei der Reife eines Kindes feststeckte.
Ferdinand ist unglaublich wichtig für die Handlung. Warum findet der Leser relativ schnell heraus.

Die Story wird über einen Zeitraum von 24 Jahren erzählt.
Dies ist in mehrere Teile gegliedert, was sehr stimmig mit dem Inhalt ist.
Von einem auktorialen Erzähler erfährt man die Geschichte von Ferdinand und seiner Familie.
Die Autorin legt hier sehr viel Liebe zum Detail hinein und schreibt dabei sehr packend und emotional.
Auch die Umgebung wird dabei nicht außen vorgelassen und das auf sehr bildgewaltige Art und Weise.
Am Anfang des Buches hat mich vor allem Marie zum lachen gebracht. Später trifft man auch auf Ferdinand.
Seine Charakterzüge haben mich wirklich überrascht.
Denn Ferdinand möchte immer nur helfen, aber scheint das Dunkle quasi anzuziehen.
Ja, es hat mich schockiert. Es hat mich aber vor allem wahnsinnig traurig gemacht.
Simone Dark erzählt hier nicht nur die Story eines Jungen.
Es ist vor allem eine Geschichte die aufrüttelt und zeigt, wie leicht man abdriften kann.
Das Liebe und Menschlichkeit so unglaublich wichtig sind und es nicht viel brauch, um vom Weg abzukommen.
Obwohl sich die Story wirklich gut lesen ließ, war es für meinen Geschmack etwas zu trocken.
Die Spannung war da, jedoch unterschwellig spürbar.

Ferdinand hat mir unglaublich gut gefallen, aber er hat mir auch Eiseskälte über den Rücken gejagt.
Es lässt sich schwer beschreiben.
Mir war mulmig zumute und gleichzeitig wollte ich ihn so gern beschützen.
Ihm helfen. Einen Teil seiner Verlorenheit von ihm nehmen. Denn ich hatte das Gefühl, Glück zog niemals bei ihm ein.
Eine innere Zerrissenheit die sich durch das Ganze Geschehen zog und dabei einige Wahrheiten ans Licht zerrte.
Letztendlich ist hier ein verdammt guter Roman entstanden, den ich aber nicht unbedingt als Thriller betiteln würde.
Psychologischer Spannungsroman trifft es wohl eher.
Die Autorin begeistert nicht mit einer wendungsreichen Story, viel mehr zeigt sie auf, was im Dunkeln verborgen liegt. Wir es aber nicht sehen wollen oder können.
Schlichtweg weil es nicht vorstellbar ist und auf einer Ebene wirklich beängstigend wirkt.
Sehr ungewöhnlich, aber mich konnte es mitreißen, auch wenn ich mir stellenweise etwas mehr Tempo gewünscht hätte.
Nichtsdestotrotz kann man sich gut in die Charaktere hineinversetzen, weil sie einfach authentisch sind.

Fazit:
“Kaltes Weiss ” von Simone Dark ist definitiv ungewöhnlich und speziell.
Schockierend, überraschend und auch sehr tragisch und traurig.
Ein psychologischer Spannungsroman der definitiv Beklemmung und mulmige Gefühle auslöst, aber dennoch absolut überraschend verläuft.
Ich war angenehm überrascht, auch wenn ich mir etwas mehr Tempo gewünscht hätte.