Rezension

Schön, aber oberflächlich

Der unsichtbare Garten - Karine Lambert

Der unsichtbare Garten
von Karine Lambert

Bewertet mit 3 Sternen

'Der unsichtbare Garten' von Karine Lambert ist die Geschichte eines Mannes, der erfährt, dass er in nur wenigen Wochen quasi komplett erblinden wird. Was macht man mit der Zeit die einem bleibt und wie geht er mit dieser Veränderung um? 

Man sollte glauben, dass das sehr tiefgründig werden kann und der Klappentext suggeriert, dass das Buch sich mit diesen Wochen intensiv befasst. Stimmt beides nicht, das Buch will auf etwas ganz anderes hinaus - nämlich eher auf das, was nach der Erblindung in Vincents Leben geschieht. Darauf liegt deutlich der Fokus. Durch die Wochen von der Diagnose bis zur Erblindung fliegt die Erzählung, was gut zu Vincents 'ablaufender Zeit' passt, aber danach wird's gefühlt für viele Leser zu einfach. 

Nur angerissen werden die Probleme, mit denen der neu Erblindete sich auseinandersetzen muss. Er besucht einen Kurs und spannt Schnüre im Garten - das war's quasi. Im Haus und Garten seines verstorbenen Großvaters findet er sich schnell zurecht, er hat eine nette Nachbarin und einen Freund, die immer Zeit haben und ihn unterstützen. Auch seine Eltern sind da - bringen mit sich aber typische Eltern-Kind-Konflikte. Das Verhältnis zu Vincents Vater ist auch eine spannende Sache, die jedoch, wie die Erblindung, gefühlt zu einfach gemeistert wird. 

Das ist in der Konsequenz alles schön zu lesen und romantisch - wer mag denn keine Happy Ends? - aber selbst ein naiver Leser wird nicht glauben, dass das alles so einfach ist. Es ist wie ein Kinderbuch, dass einem die Angst vorm Erblinden nehmen will - superschön gemacht, einfühlsam und so, aber leider nicht realistisch. Wo ist das Drama, wo sind die negativen Gefühle? Selbst ein fast tödlicher Zwischenfall wird im Buch bagatellisiert und schnell abgehakt. 

Der Garten aus dem Titel spielt - zumindest zum Ende hin - wirklich eine wichtige Rolle. Diese Besinnung auf die Natur - wie auch in 'Eines Tages in der Provence' der gleichen Autorin - ist ein zeitgemäßer und lobenswerter Aspekt der Erzählung, der dem Leser auch Inspiration liefert.

Lob verdient hat bei diesem Buch aber vor allem die Umschlaggestaltung, die durch einen milchig-transparenten Umschlag die farbenfrohe Gestaltung des Bucheinbandes dämpft und 'versteckt' - passender ging es nicht.