Rezension

Schön geschrieben, aber Überlänge

Die hellen Tage - Zsuzsa Bánk

Die hellen Tage
von Zsuzsa Bánk

In einer süddeutschen Kleinstadt erlebt das Mädchen Seri helle Tage ihrer Kindheit, die sie im Garten ihrer Freundin Aja verbringt, die aus einer ungarischen Artistenfamilie stammt und mit ihrer Mutter in einer Baracke am Stadtrand wohnt. Und dann ist da noch Karl, der ihr Dreieck vervollständigt und später einige Turbulenzen in ihr Leben bringen wird. 

Aber es wird nicht nur von den Kindern berichtet; auch deren Mütter spielen eine zentrale Rolle, denn jede der Kleinfamilien hat ein besonderes Schicksal zu tragen: Évi, Ajas Mutter, kann nicht lesen und schreiben und sieht ihren Mann Zigi nur einmal im Jahr, wenn er von seinen Zirkusreisen zurückkommt. Seris Mutter verlor kurz nach der Geburt ihren Mann, und Karls Eltern zerbrachen an dem Verschwinden ihres älteren Sohnes. Im Laufe der Geschichte wachsen die Kinder miteinander auf und verbinden damit unwiderbringlich ihre Mütter miteinander, die ihr eigenes Dreieck bilden und sich gegenseitig aufrichten, als hässliche Wahrheiten auftauchen und den gerade beginnenden Frieden wieder zu zerbrechen drohen...

Wieder wird diese Geschichte mit Bánks unverwechselbarem Schreibstil erzählt; wieder liest sie sich mit einer Leichtigkeit, dass man plötzlich ganz sehnsüchtig wird und sich wünscht, noch einmal Kind zu sein, noch einmal die Welt so leuchtend, leicht und abenteuerlich zu sehen wie Seri, Aja und manchmal auch Karl. Diesmal ist die Geschichte nicht zu traurig wie "Der Schwimmer", sondern wird von einer ständigen Zufriedenheit begleitet - trotz der vielen Schicksalsschläge, die die Mütter und Kinder erleiden mussten. Erst ab der zweiten Hälfte des Buches, wenn die Kinder erwachsen werden und nach Rom ziehen, um zu studieren, bekommt die Stimmung einen Knick, und langsam ziehen dunkle Wolken auf. Das ist allerdings auch die Schwachstelle der Story: so schön es war, seitenlang seichte Kindheitserlebnisse zu lesen, so sehr ziehen sich plötzlich Tage, in denen viel erlebt wird, ohne dass wirklich etwas passiert. Das Buch leidet ein wenig an Überlänge, am Ende war ich wirklich ungeduldig, da vieles verkürzt genauso gut hätte erzählt werden können. Daher vergebe ich hierfür vier Sterne; den fünften verliert das Buch durch die Langatmigkeit am Ende. Aber die beständige Schönheit der Sprache und die Verwicklungen und unerwarteten Wendungen beeindrucken und bleiben im Gedächtnis, lange nachdem man den Buchdeckel geschlossen hat.