Rezension

Schön, mit kleinen Schwachstellen

Frostblüte - Zoë Marriott

Frostblüte
von Zoë Marriott

Zoe Marriotts Schreibstil hat einen schönen, schlichten und märchenhaften Charakter. Er ist ziemlich feminin (Ich weiß nicht, wie ich es anders nennen soll.) und unterstreicht den Charakter der Hauptprotagonistin  sehr schön.
Frost, eigentlich Saram, ist eigentlich ein sehr sympatischer Charakter. Sie ist mutig und ängstlich zugleich, fehlerhaft und in manchen Handlungen gut zu verstehen. Leider entwickelt sie sich im Laufe der Geschichte für eine gewisse zeit zu einer von den weiblichen Hauptcharakteren, von denen ich eigentlich nicht gern lese. Allerdings hat die Autorin am Ende noch einmal das Ruder herumreißen können, sodass Frost doch als Frost in der Erinnerung bleibt.
Auch die anderen Charaktere, die mit dem Lauf der Geschichte immer wichtiger werden, sind ganz eigenständige Figuren mit ihren Eigenheiten und Ansichten.
Das Buch ist nicht nur in verschiedene Kapitel sondern auch in verschiedene Abschnitte unterteilt. Und vor jedem neuen Abschnitt ist eine Erinnerung an Frosts Kindheit geschrieben. Das verleiht ihrer Geschichte, ihren Ängsten und all dem, was sie tut und wie sie reagiert mehr Sinn, was mir sehr gefällt, denn manches würde man so wohl eher für hirnrissig als logisch halten.
Allgemein ist sie eine besondere Figur. Denn auch, wenn man sie in das Muster des einsamen Wolfes problemlos quetschen kann, macht sie eine Entwicklung zu einer ganz anderen Person, bleibt sich im Innern aber treu und wird nicht fremd.

Ausgeschrieben wird Frostblüte als High Fantasy, doch kommt das erst am Ende durch, denn bis auf die Passagen, in denen Frost von schrecklichen Träumen geplagt wird, wirkt es eher, als würde man eine eher "nicht fantastische" Geschichte lesen. Das ist allerdings kein Makel, denn ganz realistisch wirkt das Ganze irgendwie doch nicht.

Das, was ich allerdings schade finde ist, dass sie manchmal schon ziemlich dämlich wirkt. Aus der Überlebenskünstlerin wird nämlich kurzweilig ein fast unerträgliches Dummchen. 
Beispiel:
"Arian", flüsterte ich. "Arian. Wenn du mich hören kannst, öffne die Augen."
(Seite 281)
Ich mein... Wenn der Vogel nicht bewusstlos wär, hätte er ja wohl auch die Augen geöffnet und erst recht, wenn er sie hört. Der Kerl hat sich ordentlich die Rübe angeschlagen und da wirkte das beim Lesen irgendwie schon eigenartig.
Kurz darauf folgt etwas, das man leider hat kommen sehen. Mir hat das eine Weile den Spaß am Lesen genommen, denn ich hatte mich eigentlich daran gewöhnt, das Frost nicht so war, wie sie dann eben dargestellt wurde. 
Ein wahnsinns Drama entwickelt sich im letzten Viertel, woran Frost allerdings wirklich selbst Schuld ist, weshalb ich persönlich kein Mitleid mit ihr empfinden konnte. Mit jeder Seite wurde auch ein Gedanke in meinem Hinterkopf immer stärker: Sind denn jetzt alle nur noch bekloppt?
Alle Charaktere machen eine absolute Kehrtwendung, sind kaum wiederzuerkennen.

Glücklicherweise reißt die Autorin mit einem grandiosen Finale alles noch einmal herum und so endet Frostblüte ganz phänomenal und die Macken, die sich zuerst aufbauschten, sind vergessen.

 

Fazit

"Standalone" würde ich dieses Buch zwar nicht nennen, da manche Stellen doch ziemlich vorhersehbar sind, wenn man schon ein paar Jugend-/ Fantasybücher "von heute" gelesen hat, doch hat Frostblüte einen sehr schönen, eigenen Charakter.
Kühl und heiß, märchenhaft und kriegerisch.
Empfehlenswert, wenn man über kleine Fehler hinwegsehen kann.

(mehr dazu auf: http://a-bookdemon.blogspot.de/2015/02/rezension-frostblute.html)