Rezension

Schöne Familiengeschichte

Familienleben - Viola Roggenkamp

Familienleben
von Viola Roggenkamp

Hamburg 1967. Obwohl die Nazizeit schon lange vorbei ist, wagt die Familie Schiefer nicht sich öffentlich zu ihrem Glauben zu bekennen. Alma Schiefer und ihre Mutter sind Jüdinnen und wurden von den Nazis verschleppt. Almas Freund, ein Goj, hat sie unter Einsatz seines Lebens gerettet und versteckt. Nun lebt die Familie mit den beiden Töchtern Vera und Fania in einer alten Villa, der Vater ist Vertreter für Brillen. Die Töchter sind sehr behütet aufgewachsen und durften das Haus nicht allein verlassen, denn die Erwachsenen hatten Angst um sie. Jetzt werden die beiden Mädchen langsam flügge und wollen mehr Freiheiten.

Das Buch ist aus der Perspektive der jüngeren Tochter Fania geschrieben, die mit einem manchmal naiven, manchmal weisen Blick auf ihr Leben schaut. Bruchstückhaft erfährt man etwas über die Geschichte der Familie, doch die Eltern und die Großmutter haben den Kindern nicht alles erzählt und ihre schrecklichen Erlebnisse ausgespart. Trotzdem spürt man, dass alle ihre Traumata mit sich herumschleppen.

Roggenkamps Buch ist sehr empathisch geschrieben. Man spürt, dass die Geschichte sie nicht kalt lässt und die Einbindung in das damals aktuelle Zeitgeschehen (Schah-Besuch, Ohnesorg-Mord) ist sehr authentisch.

Auch wenn das Buch einige Längen hat, habe ich es gern gelesen.