Rezension

Schöne Geschichte der aber etwas Magie und Mystik fehlt

Wild - Ella Blix

Wild
von Ella Blix

Bewertet mit 4 Sternen

Rezension „Wild: Sie hören dich denken“ von Ella Blix 

 

 

 

Meinung 

 

Als ich „Wild: Sie hören dich denken“ von Ella Blix im Arena Verlag Programm entdeckte, sprachen mich sofort das Cover und der Klappentext an. Das von Alexander Kopainski gestaltete Cover ist nicht nur traumhaft schön, es strahlt auch etwas mystisch geheimnisvolles aus, und wird in jedem Regal zum Eye Catcher. Zudem ist die Haptik des Buches sehr angenehm weich, es liegt wunderschön in der Hand. 

 

Zudem ist das Buch auf umweltschonendes Papier gedruckt womit unsere Umwelt geschützt wird. Hierfür bekam es die Auszeichnung „Blauer Engel“. Nichts ist heute wichtiger denn je, unsere Umwelt, weshalb mir dieser Aspekt sehr imponierte. Das Buch fühlte sich in meinen Händen also gleich doppelt so gut an. Auch war ich vom Gewicht beeindruckt, da es doch recht dünn, aber schwer ist. Mir gefiel es sehr und ich machte mich noch am gleichen Tag auf ins Abenteuer von Ella Blix. 

 

Der Einstieg in die Geschichte gelang mir sehr leicht. Vier Jugendliche „dürfen“ ihre Strafen im Camp Feel Nature absitzen, statt ins Jugendgefängnis zu gehen, da alle eins gemeinsam haben: sie hatten Mist gebaut. Das erste aufeinandertreffen der Jugendlichen verlief ruhig, so wie sie bekam auch ich als Leser die Möglichkeit, mich mit ihnen und der „neuen Umgebung“ vertraut zu machen. Die vier könnten unterschiedlicher nicht sein und doch fehlte mir am Anfang eine direkte Verbindung zu ihnen. 

 

Auch konnte der Erzählstil bei mir nicht vollständig punkten. Immer wieder gab es kurze, sich wiederholende abgehackte Sätze, wodurch mein Lesefluss ins Stocken geriet. Die Beschreibungen hingegen waren detailliert und bildhaft, so dass ich mich mitten neben Flix, Olympe, Ryan und Noomi fühlte. Ich bestaunte die Natur und sog alles in mich auf wie ein Schwamm, immer nach mehr lechzend. Ich hätte die Atmosphäre und das Setting allerdings noch mehr genießen können wenn der Erzählstil flüssiger, ohne Stolpersteine und sanfter gewesen wäre. So bekam ich mehr als einmal das Gefühl der Unterbrechung. Wie ein Luft holen, innehalten und erst dann geht’s weiter. 

 

Durch den Klappentext war ich unglaublich neugierig auf die Geschichte und witterte etwas mystisches, Geheimnisvolles, mit vielen Rätseln. Auch versprach ich mir viel Magie, immerhin bietet ein Wald, dazu Fantasy, viel Potenzial für Magie. Der Anfang jedoch war recht spannungsarm, es dauert bis die Geschichte Fahrt aufnimmt, man vollkommen in ihr abtaucht. Die Geschehnisse am Anfang überwerfen sich nicht gerade und so blieb alles etwas blass. 

 

Mir erging es da wohl wie den vier jugendlichen, die eher mit Missmut, Beklemmung und dem dringenden Wunsch zurück nach Hause zu kommen, im Camp ankamen und agierten. Vielleicht färbten diese Gefühle auch zu sehr ab, denn so richtig wurde ich Anfang mit allem nicht warm. Doch das Blatt wendet sich, wenn auch für meinen Geschmack recht spät, so ca ab Seite 100 empfand ich eine deutliche Veränderung, und ab da an wollte ich unbedingt weiter lesen. Ich wollte mehr erfahren, jagte dem Geheimnis hinterher, als sei es mein rettendes Wasser. 

 

Bis dato hatte ich zu den Vieren auch keine große Verbundenheit gespürt, doch dann war es, als habe ein Schalter sich ungelegt. Statt gegeneinander arbeiteten die vier nun miteinander. Wurden zu einem Team, und ich gleich mit. Ich bekam immer mehr Eindrücke und Gedanken, so auch in die Vergangenheit, und konnte den Knoten in meinem Bauch endlich lösen. Die Emotionen der Jugendlichen erreichten mich endlich und ich fing an mit ihnen zu fühlen. Verlor mich in einem Strudel aus tief bewegenden, vielschichtigen und sehr nahe gehenden Gefühlen. 

 

Die vier Jugendlichen hatten allesamt nicht Mist gebaut weil sie rebellisch waren oder dergleichen, sondern weil sie bereits in so jungen Jahren ein viel zu großes Päckchen zu tragen hatten. Ich kenne diese Art. Sie selbst ist mir nicht fremd. Mit jedem dieser Jugendlichen konnte ich mich in einem bestimmten Punkt identifizieren. Was ich ab da an für die vier fühlte ging weit über Sympathie hinaus. Es war etwas altes, bekanntes, eine Dunkelheit, Verlust, schwere Familienverhältnisse, und vieles mehr, dass ich doch so gut verstand. Jeder der vier hätte ich sein können und ich jeder der vier. 

 

Nun aber zurück zur Handlung. Ella Blix schafften es immer wieder kleine Lichtpunkte ins Geschehen einzuarbeiten in Form von Humor. Doch auch dieser hätte bei der teils bedrückenden Stimmung etwas mehr sein können. Sicherlich ist der Hintergrund eines jeden der vier keine Lachnummer, aber es schadet auch nie, eine frohe Stimmung zu erzeugen, und sei es nur durch den ein oder anderen Witz, sarkastischen Spruch, etc. 

 

Nach den ersten schockieren, vollkommen überraschenden Ereignissen war ich Feuer und Flamme, fühlte mich wie Sherlock Holmes, und wollte mit Flix, Ryan, Noomi und Olympe, unbedingt erfahren was es mit dem Camp, dem Wald, verschwinden und allem anderen auf sich hatte. In diesem Punkt bereiteten Ella Blix mir ein wahres Abenteuer inmitten der Natur. Auch wenn diese dann nichts magisches an sich hatte, wie ein Zauberwald zb, so fühlte ich mich dort zuhause. 

 

Dem Geheimnis auf die Spur zu kommen gleicht einer rasanten Jagd, bei der man nie weiß was vor einem liegt, welche Gefahren lauern und wer dich alles beobachtet. Auch ich fühlte diese stetig steigende Beklemmung. Die Spannung nahm ab dem „Verschwinden“ immer mehr zu, das Tempo steigerte sich mit jeder Seite. Und dann war es so weit. Das Geheimnis wurde offenbart und ich war ein wenig enttäuscht. Natürlich ließ der Klappentext aufgrund von „Experiment“ auch etwas wissenschaftliches vermuten, doch fand ich die Lösung dann ein wenig trivial. 

 

Nicht nur weil wir mit dem derzeitigen Stand einfach noch nicht dazu in der Lage sind und es vielleicht auch nie sein werden, sondern weil ich einfach MEHR erwartet hatte. Die Idee mag zwar durchaus im Bereich des vorstellbaren sein, hatte in einem Fantasy Kinder- Jugendbuch aber genauso wenig zu suchen für mich, wie der Wilde Westen in einem Märchen. Das war mir dann doch etwas zu einfach und ich weiß nicht, aber ich hatte MEHR erwartet. Nichtsdestotrotz bildet das Ende einen schönen Abschluss und ich habe das Buch zwar mit gemischten Gefühlen verlassen, doch nicht ausschließlich mit Enttäuschung, das Gute überwog zumeist. 

 

 

 

Fazit 

 

Wild: Sie hören dich denken bietet viel Abenteuer, Erkundung, Entdeckung, aufdecken von Rätseln und Geheimnissen, inmitten der Natur. Auch wenn ich weit von der Altersgruppe entfernt liege, so kann ich doch sagen, dass ich viel, sehr viel, in diesem Genre lese und an manchen Punkten einfach etwas anderes erwartet hätte. Die Erzählung holpert immer wieder durch kurze, sich wiederholende Sätze, was den Lesefluss zum stolpern bringt. 

 

Auch baut sich die Spannung sehr langsam auf und mit der Auflösung wurde ich etwas enttäuscht. Dafür konnten mich die Vielschichtigkeit der Figuren, das Setting, überraschende Wendungen und vermittelte Botschaften der Autorinnen überzeugen. 

 

Alles in allem ist „Wild“ eine tolle Geschichte, bei der mir aber etwas Magie und Zauber gefehlt haben. 

 

 

Bewertung  (4/5)