Rezension

Schöne Idee, sehr schlechte Umsetzung

Nach dem Sommer - Maggie Stiefvater

Nach dem Sommer
von Maggie Stiefvater

Bewertet mit 1 Sternen

Grace ist von Wölfen fasziniert, fast schon besessen. Jeden Winter beobachtet sie sie und freut sich auf einen von ihnen immer ganze besonders. Dieser besondere Wolf ist Sam. Jeden Sommer verwandelt sich Sam zurück in einen Menschen. Doch jeden Sommer geschieht dies später und irgendwann wird er für immer ein Wolf bleiben. In seinem letzten Jahr gibt er sich Grace zu erkennen und beide verlieben sich ineinander, wohl wissend, dass das das erste und zugleich auch letzte Jahr ist, das sie gemeinsam verbringen können.

Ich bin durch das wunderschöne Cover auf das Buch aufmerksam geworden, las mir den Klappentext durch und legte es sofort wieder weg. Werwölfe sind eigentlich nicht mein Thema... wenn es schon unbedingt Fantasy mit irgendwelchen Kreaturen als Hauptgeschichte sein muss, dann doch eher Vampire. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich keine Hunde mag, und Hund und Wolf... so ein riesen Unterschied ist da auch nicht ;)
Mir ging das Buch dann aber nicht mehr aus dem Kopf und zu meinem Erstaunen haben sich die Rezensionen auch super angehört.
Letzten Endes hat meine Neugier leider doch gesiegt.

Ich habe gemerkt, dass sich schlechte Bücher auf meine Laune auswirken, eine Art Bücherdepression oder so etwas. Das war bei "Nach diesem Sommer" ebenfalls der Fall.
Ich habe mit dem Lesen angefangen und schnell gemerkt, dass das nichts für mich ist. Da ich leider auch jedes Buch zu ende lesen "muss" wenn ich es einmal angefangen habe, hat es dementsprechend lange gedauert, 1 1/2 Wochen um genau zu sein. Das ist für meine Verhältnisse einfach zu lang.

Zuerst fange ich mal mit den positiven Dingen an:
Die Idee der Geschichte ist wirklich super. Ein Werwolf, der sich nicht bei Vollmond verwandelt, sondern bei Kälte (Winter) zu einem Wolf und wenn es warm ist (Sommer) zu einem Mensch wird. Außerdem hat er zusätzlich nicht für immer diese Gabe der Verwandlung, im Gegenteil es hört nach einigen Jahren einfach auf und man bleibt für immer ein Wolf. Diese Zeit variiert aber von Werwolf zu Werwolf. Doch wenn ihr letztes Jahr als Mensch beginnt, merken sie es irgendwie.
Die Temperaturangaben der einzelnen Kapitel fand ich auch klasse, obwohl es im Hauptstrang hauptsächlich kalt ist, und wie kalt wirklich, das spielt dann auch keine Rolle mehr.
Ebenfalls sehr gut war die Idee, dass man mal einen Einblick in Grace Sichtweise und mal einen in die von Sam bekommt, aber hier war auch nur die Idee gut, zur Umsetzung komme ich später.
Die Ich-Perspektive mag ich eigentlich nicht besonders, hier hat sie aber sehr gut gepasst, weil man so einen viel besseren Einblick in Sams manchmal sehr komisches Verhalten bekommen hat.
Die Charaktere Jack und Beck fand ich auch noch recht amüsant, das war es dann jedoch.

Die negativen Dinge:
Der Schreibstil von Maggie Stiefvater hat mir absolut nicht zugesagt. Klar, er ist sehr einfach, was an sich nicht so schlimm gewesen wäre, allerdings finde ich es zu kindisch geschrieben. Grace sagt z. B. die ganze Zeit "das ist mein Wolf" oder "das ist mein Wald". Das waren für meinen Geschmack ein bisschen zu viele Meins und ein paar mal habe ich laut aufgeschrien, weil es mir einfach zuviel wurde.

Außerdem ist die Beziehung zwischen Sam und Grace viiiel zu kitschig und meiner Meinung nach geht es zwischen den beiden zu schnell. Als Sam sich zum letzten Mal in einen Menschen verwandelt, verbringen die beiden ihre verbleibende gemeinsame Zeit nur noch zusammen und sind sich am Abschlecken und Befummeln und andere schnulzige Dinge. Jetzt werden einige denken "ja das muss doch so sein, weil ihnen nicht mehr viel Zeit bleibt", dass ihnen nicht viel Zeit bleibt stimmt zwar, aber das Zusammenkommen und das anschließende Verhältnis der beiden hätte man auch langsamer und viel romantischer schreiben können.
Sehr negativ zu diesem Punkt ist mir unter anderem die Szene mit Isabel in der Küche (die beiden tanzen plötzlich und fressen sich halb auf, obwohl Isabel dabeisitzt) aufgefallen. Bitte, so was muss doch nicht sein.
Dazu kommt noch, dass Sam ständig irgendwelche Liedtexte (die er selbst geschrieben hat) im Kopf hat und zu passenden Situationen einspielt. Sogar als sie miteinander schlafen wollen sucht er plötzlich nach einem passenden Liedtext, eh hallo? Passte einfach überhaupt nicht, hat die ganze Stimmung kaputt gemacht.

Die Idee, die Geschichte aus zwei Sichtweisen zu schildern ist zwar sehr gut, jedoch ziemlich schlecht umgesetzt. Man sollte bei so etwas eigentlich erwarten, dass sich der Schreibstil wenigstens ein bisschen ändert, wenn es wieder aus der Sicht des anderen geschrieben ist. Das ist aber nicht passiert. Hinzu kommt, dass sich die Kapitel nicht gleichmäßig abwechseln, so dass ich des öfteren weiter gelesen habe in dem Glauben, immer noch bei Grace zu sein, obwohl in Wirklichkeit schon wieder Sam erzählt hat. Also musste ich mich zwingen vor jedem Kapitel die Überschrift zu lesen, damit ich wusste wer jetzt erzählt.
Sam und Grace hätten also vom Schreibstil auch ein und dieselbe Person sein können.

Die Temperaturangaben, die ebenfalls eine gute Idee gewesen wären, fallen auch durch. Erstens sind sie (bis auf die aller erste Kapitel, in denen Grace Sam nur in Wolfsgestalt sieht) total unnötig. Denn der Hauptteil der Geschichte spielt im Winter, wo es bekanntlich immer kalt ist. Und zweitens sollten dann auch keine Fehler entstehen, wie z.B. der Schnee bei 7°C...

Zudem hat mir Sams Darstellung nicht zugesagt. Er wird wie ein Emo beschrieben und handelt auch so. So sollte meiner Meinung nach kein Protagonist beschrieben werden, der Bestandteil einer Liebesgeschichte ist. Trägt auch nicht gerade zum Hineinfühlen in die Personen bei, da ich Grace' Gefühle so nur mäßig nachvollziehen konnte.
Die Personen Jack und Beck waren sehr interessant, wobei mir Beck besser gefallen hat, da er aus Sicht des Lesers eine ziemliche Wendung mitmacht. Jacks späteres Schicksal empfand ich als unnötig und die Reaktionen der Personen danach waren auch mehr als komisch.

Spannung kam beim Lesen auch nicht auf, teilweise war es sogar ziemlich vorhersehbar. Das Ende hat mich allerdings überrascht, aber im negativen Sinne. Es war einfach zu wenig fantasy und ging meiner Meinung nach zu einfach. Von mir aus hätte das nicht sein müssen, ich wäre auch mit einem völlig gegensätzlichem Ende zufrieden gewesen.

Alles in allem war das Buch eine riesen Enttäuschung für mich und auf Grund des Schreibstils und der Liebesgeschichte denke ich auch, dass es wirklich nur für das jüngere Publikum geeignet ist.