Rezension

Schöne Ideen, die nicht zu Ende geführt wurden

Binti - Nnedi Okorafor

Binti
von Nnedi Okorafor

Bewertet mit 3 Sternen

Dieses Buch wollte ich unbedingt lesen, weil es zwei meiner Leidenschaften verbindet afrikanische Gesellschaft/Kultur und mein Lieblingsgenre Science-Fiction. Da es diese Mischung selten auf dem Buchmarkt gibt, war ich sehr gespannt, wie die Autorin diese beiden Aspekte verknüpft.

Das Buch besteht eigentlich aus drei Novellen, die als Einzelbände erst rauskamen. Es macht aber keinen Sinn, die Bände einzeln oder gar unabhängig voneinander zu lesen, denn sie bauen aufeinander auf. Der erste Band hat mir wirklich gut gefallen. Typisch für eine Novelle wird man sofort in das Geschehen geworfen. Trotz der sehr exotischen Zukunft wird wenig erklärt. Die Protagonistin Binti ist Himba. Ein Volk das es wirklich gibt und im südwestlichen Afrika lebt. Als ich in Namibia gearbeitet hatte, habe ich auch Himba getroffen. Deswegen konnte ich mir Binti sehr gut vorstellen. Die sehr traditionelle Lebensweise trifft auf sehr moderne und ungewöhnliche Technik, die ich mir weniger gut vorstellen konnte.

Während das erste Buch eine runde Sache war, plätschert das zweite Buch vor sich hin. Es gibt kein richtigen Spannungsbogen. Es wird viel angedeutet und wenig erklärt. Die Protagonistin wird mit Fähigkeiten nahezu aufgebläht. Es ist von Anfang an klar, sie ist etwas ganz Besonderes und einzigartiges, aber der Autorin scheint es noch nicht zu reichen und baut weitere Mythen und außerirdischen Einfluss auf. So auch im letzten Buch, wo alles zu einem Showdown zusammentrifft und Binti noch ein wenig besonderer gemacht wird.

Mit Binti als Protagonistin hatte ich so meine Schwierigkeiten. Sie ist Teenager und handelt nicht immer nachvollziehbar. Dazu kam, dass Binti immer mehr „Gaben“ dazu bekam, die jeden Teenager überfordert hätten. Diese innere Zerrissenheit und auch Angst vor dem Neuen, wurde nur ansatzweise erläutert. Auch als Binti einen großen Verlust erlitten hat, ging sie mir zu schnell darüber hinweg.

Für mich waren die drei Bücher einfach zu knappgehalten. Sie sind vollgestopft mit vielen Ideen, neuen Welten, neuer Technik. Aber kaum etwas davon wird erklärt. Ich konnte mir die neuen Welten kaum vorstellen. Die Autorin hat viele tolle Idee, z.B. eine Universität, wo alle Völker gemeinsam lernen. Schon allein die Geschehnisse an der Universität wären ein eigens Buch wert. Aber es wird alles nur kurz angesprochen. Das ist wirklich schade, denn ich könnte mir wirklich gut eine Serie mit Binti vorstellen, denn ihre Welt ist wirklich fantastisch.

Es ist wirklich ein ungewöhnlicher Science-Fiction Roman. Ob dies mit damit zusammenhängt, dass er den sogenannten Afro-Futurismus bedient, weiß ich nicht. Die traditionelle Lebensweise der Himba nimmt im Buch einen großen Raum ein und war für mich ein interessanter Aspekt. Und auch ihre Vorstellungen von einer zukünftigen Welt hat sie gut damit verbunden. Es war einfach nur zu viel und wenig erklärt.