Rezension

Schöne neue Welt

ZERO - Sie wissen, was du tust - Marc Elsberg

ZERO - Sie wissen, was du tust
von Marc Elsberg

Bewertet mit 4 Sternen

Nachdem sein erster Roman 'Blackout' aufgezeigt hat, wie verletzlich unsere Stromversorgung und damit die Versorgung überhaupt ist und wie sich die sozialen Beziehungen und unsere Welt bei einem längeren Blackout verändern würden, welche Katastrophen drohten, geht es in seinem zweiten Buch um subtilere Gefahren: um die Beeinflussbarkeit und Manipulierbarkeit der Menschen, die allzu leichtfertig mit ihren Daten umgehen.

Jeder, der das Internet nutzt, weiß, dass er sich auf dünnem Eis bewegt und dass es einen Schutz gegen Datenmissbrauch nur gäbe, wenn man gar nicht mehr an der digitalen Welt teilnähme. Aber wer will das schon wirklich? Wer will mit dem Bloggen aufhören, wer will keine freie E-Mail-Adresse nutzen oder andere kostenlose Dienste in Anspruch nehmen. Wir bezahlen dafür in einer anderen Währung: mit den Daten, die wir preisgeben.

"Ach, ich habe doch nichts zu verbergen", sagen viele, auch der Chef der Journalistin Cynthia, eine der Hauptpersonen des Buches. Ihre Rückfrage: "Wie viel verdienen Sie eigentlich?" und: "Wie sieht ihr bestes Stück aus?" ;-) Die meisten Menschen haben nichts Böses oder Kriminelles zu verbergen, aber darum geht es nicht.

Viele Internet-Giganten kennen uns nur allzu gut, wissen um unsere Vorlieben und Abneigungen und versuchen uns in dem Sinne zu beeinflussen, etwas zu kaufen oder zu tun. Und darin liegt wahrscheinlich die Gefahr des Ganzen: in der potentiellen Möglichkeit, uns zu überwachen und zu steuern, auch in politischer Hinsicht. Das mag anfangs harmlos aussehen, aber der Spaß könnte schnell zu Ende sein, wenn es Ernst würde, wenn z.B. einzelne Personen Missbrauch damit treiben würden.

Doch wo fängt die Beeinflussung und Überwachung an? Wo ist die Grenze? Was kann man dulden, wo müsste man einschreiten?

Einer der Zero-Internet-Aktivisten erklärt in einem Video:

"Es kümmert dich einen Scheißdreck, was die über dich wissen oder was sie mit diesem Wissen tun. Aber wehe, es passiert etwas! Dann jammerst du. 'Wie konnte das nur geschehen? Warum dürfen die das? Das habe ich nicht gewusst.' Falsch! Das wolltest du nicht wissen. Solange die Internetkonzerne dir irgendwelche lächerlichen Vorteile bieten, bist du dabei. Hauptsache, du hast es bequem." (Kapitel 'Dienstag')

Das klingt wie: "Wehret den Anfängen" und so ist es auch gemeint. Jeder muss für sich selbst entscheiden, wie viel er preisgibt und wo er/sie sagt: "Bis hierhin und nicht weiter."

"Wir formen unsere Werkzeuge, und dann formen unsere Werkzeuge uns." Marshall McLuhan