Rezension

Schöne neue Welt?

Hologrammatica
von Tom Hillenbrand

Tom Hillenbrand hat Visionen. Dies hat der ehemalige Spiegel-Redakteur bereits hinlänglich in seinem 2014 erschienenen Zukunftsthriller „Drohnenland“ bewiesen, in dem er sich mit den Möglichkeiten auseinandersetzt, die die aktuell verfügbaren Technologien bieten und in dem er Ereignisse vorweggenommen hat, die mittlerweile alltäglich in den Nachrichten zu sehen sind.

Nun also „Hologrammatica“, sein neuester Roman, in dem er noch einen Schritt weitergeht und ein Zukunftsszenario entwickelt, das auf den Leser nicht nur befremdlich sondern auch furchteinflößend wirkt. Das Schlagwort ist „künstliche Intelligenz“, ein Thema, das mit Sicherheit in den kommenden Jahrzehnten immer weiter in den Fokus rücken wird.

2088, wir befinden uns in der schönen neuen Welt. Diejenigen, die es sich leisten können, sind in der Lage, mit Hilfe von Hologrammen nicht nur die besten Umgebungsbedingungen zu schaffen sondern auch die entsprechend attraktiven Körper einzunehmen. Ja, in manchen Fällen muss der Ursprung dokumentiert werden, in anderen wiederum nicht. Und hundertprozentig ausgereift ist diese komplizierte Technik auch noch nicht, sind es doch Computerexperten, Menschen, die die entsprechenden Programme und Verschlüsselungen entwickeln, aber auch deren Fehlfunktionen entlarven. Eine dieser Programmiererinnen ist Juliette Perotte, die von heute auf morgen spurlos verschwindet. Galahad Singh, dessen Spezialgebiet das Aufspüren verschwundener Personen ist, wird auf Perottes Spur gesetzt. Er ist clever, kann aus seinen Entdeckungen Rückschlüsse ziehen und Zusammenhänge erkennen. Und er lernt dabei eine Menge über den missbräuchlichen Einsatz dieser Technologien, die doch angeblich das Leben seiner Mitmenschen lebenswerter machen sollen.

„Hologrammatica“ ist ein immens spannender Thriller, der bei dem Leser ein gewisses Maß an Informiertheit und politischem Interesse voraussetzt. Hilfreich ist es das Glossar am Ende des Buches, in dem zumindest die technologischen Begriffe erläutert werden. Es sind viele Informationen, oft auch auf den ersten Blick zusammenhanglos, die zu Beginn auf den Leser einströmen, aber mit dem Fortschreiten der Handlung ihren Platz in dem großen Ganzen finden.

Ein empfehlenswertes Buch für all diejenigen, die nicht blindgläubig jeder technologischen Neuerung hinterherlaufen, sondern kritisch deren Auswirkungen auf unser zukünftiges Leben hinterfragen.