Rezension

Schöne Neue Welt als Kinderbuch

Designer-Baby
von Bettina Obrecht

Bewertet mit 4 Sternen

Nora ist ein Designerbaby der Firma Genosan, und wächst in einem Genosan-Internat auf, weil sie nicht wie ein Katalog-Kind aussieht. Doch je älter sie wird, desto mehr denkt sie über ihr Leben nach, den Wendepunkt stellt dann ein erster, eigentlich nie vorgesehener, Außenkontakt dar. Und als sich schließlich die Gelegenheit bietet, die "normale" Außenwelt kennenzulernen, ergreift sie die Chance - und muss feststellen, dass sich das "Außen" gar nicht so sehr vom "Innen" unterscheidet, und schon gar nicht der im Fernsehen dargestellten Realität entspricht.

Bettina Olbrecht gelingt es mit diesem Roman, eine futuristische Gesellschaft zu zeichnen, in der ein Gentechnikkonzern zum Wohle der Menschheit das Leben in allen Bereichen beeinflusst. Gleichzeitig wird eine Gesellschaft geschildert, bei der der Optimierungswahn auf die Spitze getrieben wurde und der "mündige Bürger" kaum noch existent zu sein scheint - inklusive Ausgangssperren bei Dunkelheit, die als normal angesehen werden.

In der Geschichte lernen wir erst die Welt der Genosan-Schule kennen, dann über Noras Kontakt mit der Außenwelt auch die normale Gesellschaft, in der ein älterer Kumpel von Nora untergetaucht war. Im dritten Teil kommen dann beide Sphären nocheinmal zusammen. Alle Geschehnisse werden im Prinzip als Rückblenden erzählt - in gewisser Hinsicht Tagebucheinträge, die Nora verfasst. So lernt man auch alle anderen Figuren nur aus Noras Sicht kennen, wodurch die Erzählung einseitig bleibt. Andererseits sind diese Einträge so verfasst, dass man beim Lesen durchaus vergisst, dass es sich um nachträgliche Berichte handelt, wodurch die Spannung in den einzelnen Passagen erhalten bleibt.

Das Buch selbst ist sicher eher etwas für jüngere Leser, die sich einmal mit einer (zum Glück noch) utopischen Zukunftsidee beschäftigen wollen.