Rezension

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Schöner Abschluss der Neuberg-Reihe

Auf und mehr davon -

Auf und mehr davon
von Lisa Keil

Bewertet mit 3.5 Sternen

„Auf und mehr davon“ spielt erneut knappe 4 bis 5 Jahre nach Band zwei und handelt dieses Mal von unserer lieben und mittlerweile erwachsenen Milli und ihrer Mutter Cordula, von der wir bisher noch nicht allzu viel mitbekommen haben. Als ich den Klappentext gelesen habe, war ich so happy endlich über Milli zu lesen, da wir sie in Band eins und zwei bereits durch ihre Jugend begleitet haben und ich Milli einfach von Anfang an ins Herz geschlossen hatte. Cordula hat mich zwar überrascht, aber ich war schon neugierig auf sie, da wir sie bisher nur als strenge und eher karriereorientierte Mutter mit unbekannter Vergangenheit kennengelernt haben.

Zugegebenermaßen war ich überrascht, als sich die Sichten zwischen Milli und Cordula aufgeteilt haben – und nicht wie bei den Vorgängern zwischen den Beziehungspartnern. Ich konnte mich aber ziemlich schnell darauf einstellen und vor allem der Einblick in Cordulas Gedanken hat mir überaus gut gefallen. Überglücklich hat mich ein Kapitel zum Ende des Buches gemacht, bei dem wir noch einmal aus Kayas Sicht lesen durften!

Milli ist auch mit Anfang Zwanzig eine herzensgute und engagierte, tierliebe junge Frau und hängt sich in ihr Tierarztstudium rein. Dort lernt sie den Austauschstudenten Noé kennen, der sich bei Blicken hinter die Fassaden doch in ihr Herz schleichen kann. Ich mag die beiden sehr gerne, doch die Beziehung kam mir teilweise etwas oberflächlich und schnell vor. Trotzdem bin ich ein Fan der beiden.

Mehr noch als Milli hat mich Cordula begeistert. In Kayas Erinnerungen hat Cordula immer als intelligente und doch leidenschaftliche junge Frau gewirkt, vor allem als Milli unerwartet kam, hat sie alles für sie gegeben. Dieses Bild schien oft weit weg, wenn man von der etwas distanzierten und überaus strukturierten Mutter gelesen hat. Der sehr verständliche Einblick in ihre Gefühlswelt hat mir sehr gut gefallen. Cordula ist für mich sehr toll dargestellt und ist mir mit ihren Ängsten, Sorgen und Wünschen nah gegangen. Auch wenn manche Entscheidungen durchaus chaotisch und impulsiv waren, so waren sie für mich nachvollziehbar.

Bei beiden Frauen steht eine Art Selbstfindung und natürlich auch die Liebe im Vordergrund, aber auch ihre Beziehung zueinander. Cordula ist sich darüber bewusst, dass Milli einfach mehr bei Kaya und in Neuberg Zuhause ist als bei ihr und, dass Milli nicht nach ihr kommt. Diese Tatsache tut ihr dennoch weh, vor allem weil sie nicht weiß, wie genau sie wieder mehr Nähe zu ihrer geliebten Tochter haben kann. Auch Milli hat ihre Mutter natürlich gerne, doch auch sie ist sich der Distanz bewusst. Für sie ist die unerwartete Nähe anfangs irritierend und eher unangenehm, doch der Verlauf der Mutter-Tochter-Beziehung hat mir zugesagt.

Ein Kritikpunkt in der Hinsicht auf Millis Vater und Cordulas Vergangenheit war, dass mir das Thema zu schnell abgehandelt war. Mir hat gut gefallen, dass Kaya und Cordula sich als Schwestern auch näher kamen und Cordula sich am Ende mehr zur Familie gehörig fühlte, doch dass die ganze Geschichte erst am Ende ziemlich flott aufgeklärt wurde, obwohl es lange ein Geheimnis war, hat mich doch etwas gestört. Positiv an der Sache war allerdings der Spannungsfaktor und der Plottwist, den Lisa in die Geschichte eingebaut hat. Cordulas innerliche Veränderung hat mir auch wahnsinnig gut gefallen.

Das familiäre Ende mit dem Weihnachtsfest hatte eine schöne Stimmung und ein schönes Happy End. Ich fand auch die Zusammenkunft aller Charaktere am altbekannten Scheunenfest wunderbar, da man einfach noch einmal einen kleinen Abriss der Geschichten und Freundschaften bekommen hat – große Lesefreude!

Leider war die Reise nach Neuberg wieder schnell vorbei und bisher hat die liebe Lisa Keil auch noch nichts von einer weiteren Fortsetzung verlauten lassen. Ich hätte da zwar noch eine Hand voll Charaktere (ein bestimmtes Paar vor allem) im Kopf, über deren Geschichte ich mich freuen würde, aber vorerst scheint es nicht mehr nach Neuberg zu gehen.