Rezension

Schöner Auftakt einer spannenden Reihe

Der Weg nach Kinvale - Dave Duncan

Der Weg nach Kinvale
von Dave Duncan

Bewertet mit 4.5 Sternen

Zum Inhalt: Krasnegar ist ein winziges Königreich am Rande der bekannten Welt. Es wird von einem König regiert, ist sonst aber erschreckend demokratisch. Die königliche Familie hat eine extrem enge Bindung zu den Bewohnern der Stadt, hungern in schlechten Wintern mit ihnen, feiern mit ihnen und trinken ihren Tee mit ihnen. Natürlich hat das auch seinen Grund: In Krasnegar gibt es weder Adel, Theater noch Bälle und Offiziere. Prinzessin Inos langweilt sich fürchterlich seit ihre Spielkameraden in den Küchen und Ställen arbeiten müssen. Besonders Rap, einen ungewöhnlich begabten, sturen Stalljungen, vermisst sie extrem. Doch plötzlich geht es nicht mehr um ihre Spielkameraden oder ein neues Kleid. Sie muss ins Empire und möglichst mit einem Ehemann wiederkehren, da die weibliche Nachfolge in Krasnegar nicht üblich ist. Und es eilt - Inos Vater ist krank. Währenddessen wird Rap sich bewusst, dass er ein Genie ist - er hat ein Gespür für Tiere und die Sehergabe, mit der er durch Wände und Dunkelheit sehen kann. Und ein magisches Wort. Er erinnert sich zwar nicht daran, aber es weckt Begehrlichkeiten in gewissen Personen. Während Inos Vater immer schwächer wird, versucht der verfluchte Schönling Andor mehrere Dinge zugleich zu gewinnen: die schöne Inos, ihr Königreich und Raps Wort der Macht... Aber da ist noch die Prophezeiung: Eine Göttin befiehlt Inos auf die Liebe zu vertrauen. Doch was ist damit gemeint? Durch Magie und Intrigen beginnt für beide eine Odyssee quer durch Pandemia, wo sie Freunde, Schmerz und Magie finden.

 

Meine Meinung: Na gut, so unoffensichtlich ist es nicht, was die Götter wollen, aber Inos ist ein typischer Teenager und bevorzugt ihre Schwärmereien. Rap hängt einem veraltetem Ideal der Ritterschaft nach und denkt, er würde nur seiner zukünftigen Königin dienen. Aber es macht Spaß den beiden bei ihren Irrtümern und Dummheiten zuzuschauen. Der Geschichtsaufbau ist spannend und oftmals unerwartet. Viele Aspekte werden zunächst fallengelassen, um später wieder aufgenommen zu werden. Der Spannungsbogen zieht sich über alle vier Bände und lässt mich so gerade die letzten Bände immer wieder im Rekordtempo lesen. Duncan erklärt Pandemia zudem mit einer enormen Liebe zum Detail ohne ausschweifend zu werden. Es ist eher der Alltag der Protagonisten, der die Welt ausleuchtet. Und die Charaktere - im Gegensatz zu vielen Romanen teilt Duncan sie nicht in gut und böse ein. Es gibt Sympathien, Antipathien und jede Abstufung dazwischen. Deutlich wird diese Subjektivität auch im Erzählstil. Wenn Figuren denken, dann in kurzen, oft auch unzusammenhängenden Sätzen, Der Erzähler vermittelt. Das macht die Charaktere real, unmittelbar greifbar. Mit viel Humor werden Unzulänglichkeiten dargestellt, ohne Charaktere (mit wenigen Ausnahmen) zu entblößen. Duncan geht liebevoll mit ihnen um.

Außerdem fand ich es toll, dass Magie einen eklatanten Nachteil in dieser Welt hat - auf den ich aber aufgrund der Spoilergefahr nicht eingehe. Es ist ein System der Magie und ein Weltgefüge, dass ich noch nirgendwo sonst ähnlich gelesen habe. Die Rassen und Staaten sind an die Mythologie angelehnt, haben aber viel Eigenes und ihre eigene Dynamik.

Was mich etwas gestört hat, war das eher mittelmäßige Lektorat. Fehler und inkonsequente Übersetzung (zum Beispiel bei Liedern) lassen einen manchmal im Lesefluss stolpern. Aber auch daran gewöhnt man sich schnell.

 

Fazit: Eine absolut lesenswerte Reihe. Die Nachfolgereihe "Die zweiten Chroniken von Pandemia" ist etwas erwachsener, bietet aber neue skurrile Charaktere und Ideen, tiefe Freundschaften und einen gehörigen Idealismus.