Rezension

Schöner Fantasy-Schmöker mit tollen Ideen, aber ich war ab und an verwirrt und ging zwischenzeitlich in der Story verloren...

Funkenmagie - Liane Mars

Funkenmagie
von Liane Mars

„Funkenmagie“ fiel mir gleich auf, allein schon wegen des schicken Covers. Lila und gold zusammen sind der Knaller und dann noch die magischen Symbole der verschiedenen Völker und die Hand mit den Funken, einfach rundum stimmig! :) Auf der Leipziger Buchmesse ist das Schätzchen dann frisch erschienen, und nachdem mir die Lesung der Autorin richtig gut gefiel, musste es signiert mitgenommen werden.

Der Anfang hat mich dann gleich in die magische Geschichte gezogen. Dank des bildlichen Schreibstils konnte ich mich in Inea, unsere Protagonistin, perfekt hineinversetzen und an ihrer Seite die vielen tollen Details der Welt entdecken. Besonders Ineas Drachen haben es mir angetan, denn ich liebe tierische Buch-Nebencharaktere! Sie sind soooooo knuffig und ich will sie als Haustiere haben! <3 <3 <3

Inea und Eamon gefielen mir auch gut. Sie sind echte Charaktere mit echten Gefühlen und echten Ängsten, die versuchen, trotz aller Widrigkeiten stark zu sein. Das hat mich sehr beeindruckt und ich fieberte mit ihnen mit, denn was sie durchmachen müssen, ist teilweise harter Tobak … Besonders interessant fand ich, dass Inea ein „Drachenmensch“ ist. Das war mal etwas anderes nach all den Elfen, Feen, Zwergen, Gestaltwandlern und Menschen, die ihre übersinnlichen Kräfte entdecken. :)

Bei den Nebencharakteren hatte ich allerdings etwas Probleme, sie alle auseinander zu halten. Es waren gefühlte 100 Personen, verschiedene Völker mit verschiedenen, wohlklingenden, aber exotischen Namen, die oft nur kurz auftauchten und dann wieder von der Bildfläche verschwanden. Es kamen auch laufend neue dazu, die in meinen Augen nicht genug „Screentime“ hatten, um mir im Gedächtnis zu bleiben. Irgendwann wusste ich wirklich nicht mehr, wer jetzt genau wer war und gerade auf wessen Seite stand. Das war sehr schade und hat das Lesen auch etwas anstrengend gemacht. Hier hätte vielleicht ein umfangreiches Personen- und Völkerverzeichnis Abhilfe schaffen können.

Dafür fand ich die verschiedenen Völker und Magiearten sehr gut ausgearbeitet. Man spürt förmlich die Liebe und Arbeit, die in das Buch geflossen sind. Es gab einige schöne Ideen, wie z. B. zum Leben erwachende Steinfiguren und noch einige magische Details mehr, die ich euch hier nicht verraten kann. ;)

Soweit also alles gut, kommen wir zum Knackpunk: Der Story. Da gab es leider ein paar Dinge, die dafür gesorgt haben, dass ich recht lange an dem Buch saß und es zwischendurch immer mal wieder zur Seite legen musste. Die ganze Geschichte zog sich etwas in die Länge und das lag an mehreren Sachen: Am Anfang putzt, redet und schläft Inea sehr viel, was mir stellenweise etwas ZU viel war.

Weitere „Ausbremser“ waren die ziemlich komplizierten politischen Verwicklungen, die mich irgendwann nur noch verwirrt haben, detaillierte Beschreibungen von Mimik und Gestik, was die Charaktere alles wie genau tun während sie reden (das habe ich irgendwann nur noch überflogen), allgemein viele Wiederholungen (Eamons Magie, Eamons drohendes Schicksal, Ineas Grübeleien über ihre Gefühle für Eamon usw.), viele Nebenhandlungen und Charaktere, die hätten gestrichen werden können, weil sie die Handlung nicht voranbrachten.

Insgesamt war es mir einfach zu viel Überflüssiges, das man hätte kürzen können. Da es aber ein High Fantasy-Schmöker ist (und ich in dem Genre normalerweise nicht so viel lese), ist das wohl normal und könnte Fans der Sparte gefallen, weil sie es so kennen. :) Außerdem ist das recht gemächliche Tempo wohl auch dem langen Handlungszeitraum geschuldet (über viele Monate), weil so ein ewig dauernder Krieg eben nicht von heute auf morgen gewonnen wird.

Ab ca. der Hälfte des Buches gibt es nochmal eine dramatische Wendung, die Spannung reinbringt. Es wurde auch nichts weichgespült, Inea und Eamon müssen einiges einstecken, das hat mich dann zwischenzeitlich wieder an die Seiten gefesselt. Zum Ende hin gab es nochmal einige überraschende Wendungen, die mir gefallen haben, auch wenn ich gestehen muss, dass ich so verwirrt war vom seitenwechselnden Personenkarussell, das ich da schon nicht mehr durchblickte. o.O Das gilt auch für den „großen Plan“ bzw. die ganzen kleinen Teil-Pläne, die ich nicht recht zusammenpuzzeln konnte …

Auf den letzten 50 Seiten wurde es dann nochmal richtig spannend und dramatisch, sodass ich sie an einem Stück verschlungen habe. Alles kommt zu einem zufriedenstellenden Abschluss (es ist übrigens ein Einzelband – halleluja!), auch wenn einige Fäden nicht ganz zuende gedacht und aufgelöst wurden. Das hätte (im Gegensatz zum Rest) noch ein bisschen ausführlicher sein können. Trotzdem kann man gut mit dem Buch und den Charakteren abschließen und sie in ihre eigene magische Zukunft entlassen …

Fazit: Ein schöner Fantasy-Schmöker mit bildlichem Schreibstil und vielen kreativen Ideen. Besonders angetan haben es mir die Drachen, die einfach nur goldig und supersüß sind! <3 Allerdings fand ich einige Szenen, Charaktere und politische Verwicklungen überflüssig und ging zwischenzeitlich in der Story verloren, weil ich nicht mehr durchgeblickt habe …

Die Protagonisten sind dafür sehr sympathisch und man folgt ihnen gerne durch das Abenteuer. In einigen Szenen war ich total „drin“ und habe mitgefiebert, in einigen anderen war ich leider raus und habe das Buch daher immer mal wieder zur Seite gelegt. Für alle, die auf detaillierte High Fantasy-Kost stehen, kann ich es aber empfehlen, weil man die Hingabe und Liebe spürt, mit der es geschrieben wurde.