Rezension

Schöner Jugendroman

Am Ende der Treppe, hinter der Tür - Sabine Ludwig

Am Ende der Treppe, hinter der Tür
von Sabine Ludwig

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt:

Martha ist 16 und hat ihr Leben ziemlich satt. Ihre Mutter hat nach dem Tod ihres Vaters einen neuen Mann kennen gelernt, mit dem sie jetzt zusammen wohnen. Und dieser hat eine kleine Tochter, die Martha immer nur "das Monster" nennt. Sie fühlt sich fremd in der neuen Wohnung, will sich nicht arrangieren und würde am liebsten wieder allein mit ihrer Mutter sein. Doch dafür benötigt man Geld; Geld, was Martha nicht hat.
Doch dann hört sie, wie jemand ihre Nachbarin ermordet und schnell kommt ihr gemeinsam mit ihrer Freundin Jill der Gedanke, dass sich daraus Kapital schlägen lässt..... Ein Fehler.
Ganz nebenbei ist sie noch unsterblich in ihren Englischlehrer, Hr. Miller, verknallt...

Meine Meinung:

Zuallererst möchte ich mal sagen, dass dieses Buch hier auf gar keinen Fall ein Krimi ist. Sollte es doch einer gewesen sein, dann war er schlecht und verdient kaum einen Punkt. Da ich jetzt aber das Buch nicht aufgrund der Genreverfehlung verreißen möchte, lasse ich das mal außen vor.
Für mich war es eher ein Jugendbuch. Und davon ausgehend hat es mich doch positiv überrascht.

Martha ist ein furchtbar naives und störrisches Mädchen und ich denke, der ein oder andere kann sich in Ansätzen in ihr wiederfinden, vor allem in Szenen, in denen sie sich mit ihrer Mutter streitet, sich unverstanden fühlt und mit Türen schmeißt. Ich finde, ihr familiärer Konflikt ist sehr anschaulich herausgearbeitet und ich konnte gut mit ihr mitfühlen. Ansonsten hat das Buch alles, was Jugend irgendwie ausmacht: Eine furchtbare kleine (Stief-)Schwester, die aber eigentlich ganz süß ist, eine beste Freundin (die allerdings ziemlich egoistisch ist) und eine erste Liebe. Letztere war wirklich nervig. Nicht nur, dass sie ständig von ihrem Englischlehrer schwärmt, nein, sie malt sich (gefühlt) alle 10 Seiten aus, wie er ihr seine Liebe gesteht und sie sich küssen. Ich habe das irgendwann nur noch überflogen (zum Glück in Kursivschrift), weil es im Grunde immer wieder das Gleiche ist....

Ansonsten veranschaulichen die genannten Themen Marthas Alltag. Und das ist eigentlich auch das Hauptthema, um das sich das Buch dreht. Marthas Alltag, Marthas Leben. Ihre Probleme, ihre Wünsche, ihre Sorgen. Erzählt auf eine angenehme, teilweise lustige, teilweise aber auch recht traurige und ernste Weise. Es war anschaulich geschrieben, die verschiedenen Charaktere haben mir ziemlich gut gefallen und ich konnte gut der vor sich hinplätschernden Geschichte folgen.

Das, was als Krimi gewertet werden kann, passiert eigentlich erst so richtig auf den letzten 50 bis 100 Seiten, wenn Martha dann tatsächlich versucht, den Mörder ihrer Nachbarin zu erpressen. Das ereignet sich aber eher nebenbei. Die Auflösung war abzusehen und trotzdem ziemlich schockierend.

Es ist zum Teil wirklich etwas unrealistisch, wie die Autorin die ganze Sache mit der Erpressung aufzieht, da habe ich mich an vielen Stellen gewundert und fand es einfach nicht plausibel...
Aber abgesehen davon hat mir das Buch gut gefallen.

Fazit:

Ein Krimi, der eher ein Jugendroman ist. Wenn man ersteres erwartet wird man schwer enttäuscht sein. Lässt man sich aber auf letzteres ein, kann man schon ein paar schöne Lesestunden verbringen. Ein interessanter, teilweise lustiger, teilweise nachdenklicher Jugendroman rund um das "stressige" Leben einer 16-jährigen.