Rezension

Schönes Buch mit kleinen Schwächen

Morgen kommt ein neuer Himmel
von Lori Nelson Spielman

Bewertet mit 4 Sternen

Bretts Mutter ist kürzlich an Krebs gestorben, doch anstatt ihr wie erwartet die Firma zu überlassen, bekommt Brett als Erbe nur eine 20 Jahre alte Liste ihrer eigenen Lebensziele und dazu passende Briefe, die ihr bei Erreichen den Ziele vorgelesen werden sollen. Der Roman begleitet nun Brett auf dem Weg, den sie innerhalb eines Jahres zurücklegt - dies ist nämlich die Zeit, die ihr bleibt, die Ziele zu erfüllen und letzten Endes ihr eigentliches Erbe zu erhalten.

Man lernt die Hauptperson Brett in ihrer Trauer direkt nach der Beerdigung ihrer geliebten Mutter kennen, wodurch man sehr schnell quasi eine Beziehung zu ihr aufbauen kann. Die Szenen sind sehr emotional und Brett beginnt einem ans Herz zu wachsen; sie bleibt auch durchweg zumeist sehr sympathisch, wenn auch einige ihrer Entscheidungen vielleicht ein wenig zweifelhaft erscheinen und ein wenig mit dem Kopf schütteln lassen (als Stichwort sei hier ihre kränkelnde Beziehung zu ihrem langjährigen Freund genannt) - kleine Fehler lassen sie aber sehr menschlich erscheinen.

Der Schreibstil der Autorin lässt sich sehr gut lesen: Das Buch verliert sich nicht in zu langen oder gar langweilenden Beschreibungen von Nebensächlichkeiten; stattdessen wird die Geschichte durchgehend recht flott vorangebracht. Es ist keine übertrieben lässige oder geschwollene Sprache, was für mich zu dieser Art Buch am besten passt - ich möchte einfach leichte, aber gute Unterhaltung, auch wenn ein Schicksalsschlag zur Ausgangssituation gehört.

Was mir sehr gut gefallen hat, ist die Veränderung, die Brett im Laufe der Geschichte durchmacht und die vor allem auch gut nachvollziehbar ist. Zu Anfang, wenn es um die Verteilung des Erbes geht, merkt man, dass sie viel Wert auf Statussymbole legt - genau wie ihre Brüder und ihr Freund. Die einzige, die davon überzeugt war, dass dies gar nicht die wahre Brett ist, ist ihre Mutter, weshalb sie ihre Tochter auf eine späte Reise zu ihrem wahren Selbst schickt. Die innige Beziehung von Mutter und Tochter wird durch die Briefe an Brett verdeutlicht, die diese vom Anwalt vorgelesen bekommt und zumindest am Anfang des Buches sehr emotional geschrieben sind. Die Briefe sind so formuliert, als wüsste Bretts Mutter ganz genau, wie ihre Tochter reagieren würde, sodass fast so etwas wie ein Gespräch zwischen beiden entsteht.

Ich schrieb "am Anfang des Buches"... so sehr ich bis gut über die Hälfte des Buches davon überzeugt war, ihm guten Gewissens 5 Sterne geben zu können, weil es mich vollkommen begeistert hat, desto enttäuschende war leider das Ende bzw. das letzte Drittel. Ohne zu spoilern: die Erfüllung eines der Ziele wird für meinen Geschmack viel zu sehr und intensiv dargestellt, wohingegen im Vergleich der Schluss selbst einfach zu kurz kam. Da stimmte das Verhältnis zueinander einfach nicht! Es hätte sicherlich auch noch einiges gebracht, wenn das Buch einfach ein paar Seiten mehr gehabt hätte und nicht so abrupt geendet hätte. Zusammen mit der Tatsache, dass die Briefe im Laufe des Buches immer liebloser thematisiert wurden, erweckt dies den Verdacht, dass die Autorin einfach keine Lust mehr hatte und das Buch schnellstmöglich zu Ende bringen wollte. Sehr schade - hätte das Buch so geendet, wie es vielversprechend begonnen hatte, wäre es sicherlich die volle Punktzahl geworden. Aber nichtsdestotrotz bleibt es ein gutes und kurzweiliges Buch!