Rezension

Schönes Cover und ganz viele Fragezeichen

Auf See -

Auf See
von Theresia Enzensberger

Bewertet mit 2 Sternen

Ich kann mich nicht daran erinnern, wann mich die Gestaltung und das Cover eines Buches zuletzt derart in seinen Bann gezogen hat. Sofort weckte es in mir Assoziationen zu alten Science-Fiction Klassikern und traf damit ins Schwarze. Voller Vorfreude begann ich also zu lesen – musste aber schnell feststellen, dass meine Erwartungen ins Leere laufen. Von der erhofften Science-Fiction Dystopie hat die erzählte Geschichte jedenfalls nichts.

Der Roman wechselt zunächst zwischen den beiden Protagonistinnen Yada und Helena. Yada lebt auf einer künstlichen, von ihrem Vater entworfenen Insel vor Deutschland. Bei den Bewohnern der Insel handelt es sich um Anhänger von Yadas Vater, die als eine sich selbst versorgende Gesellschaft Zuflucht vor dem nicht näher definierten Chaos auf dem Festland sucht. Die zweite Protagonistin Helena ist eine Künstlerin und Sektenführerin, die im Berlin der nicht genau datierten Zukunft ihrem extravaganten Lebensstil nachgeht. Zwischendurch werden immer wieder Kapitel mit der Überschrift Archiv eingestreut, in denen die Autorin verschiedene historische Versuche von gesellschaftlichen Utopien beschreibt. Gegen Ende des Romans geraten auch andere Charaktere in den Fokus.

Die Charaktere der Handlung wirken unglaubwürdig, teilweise unsympathisch klischeehaft. Tiefe sucht man vergeblich. Die Handlung hinterlässt ein großes Fragezeichen, plätschert zu Beginn sehr langsam vor sich hin, ohne viel Inhalt zu überbringen. Gegen Ende steigert sich das Erzähltempo deutlich. Die zwischengeschobenen Archiv-Kapitel lesen sich wie Wikipedia-Artikel, die keinen positiven Beitrag zum Lesevergnügen leisten. Beim Lesen wird deutlich, dass sich die Autorin einen hohen intellektuellen Anspruch auferlegt hat, sprachlich und inhaltlich wirkt das Buch eher beliebig.

Die großen Hoffnungen, die die Covergestaltung in mir geweckt hat, einen spannenden dystopischen Roman vor mir zu haben, der mich in ein verwüstetes Deutschland der Zukunft entführt, wurden leider enttäuscht. Auch unabhängig von meinen Erwartungen konnte mich das Gelesene zu keinem Zeitpunkt überzeugen. Weder Schauplätze, Protagonistinnen noch Handlung wirkten immersiv oder machten Lust auf mehr. Leider keine Leseempfehlung! Da mich jedoch die Covergestaltung nach wie vor entzückt gibt es 2 von 5 Sternen.