Rezension

Schönes Debüt, aber mit Schwächen

Es wird keine Helden geben - Anna Seidl

Es wird keine Helden geben
von Anna Seidl

Bewertet mit 4 Sternen

Es wird keine Helden geben ist ein Buch von Anna Seidl. Es ist am 20. Januar 2014 im Oetinger Verlag als gebundene Ausgabe erschienen. Das Buch umfasst 251 Seiten.

Inhalt

Man kann die Angst riechen. Man kann nach ihr greifen. Er ist unter uns. Wir können sie hören, die Schüsse. Sie sind laut. Viel zu laut.

Ein völlig normaler Schultag. Doch kurz nach dem Pausenklingeln fällt der erste Schuss. Die fünfzehnjährige Miriam flüchtet mit ihrer besten Freundin auf das Jungenklo. Also sie sich aus ihrem Versteck herauswagt, findet sie ihren Freund Tobi schwer verletzt am Boden liegen. Doch für Tobi kommt jede Rettung zu spät, und Miriam verliert an diesem Tag nicht nur ihr bislang so unbeschwertes Leben …

(Klappentext)

Erster Satz

„Alles wird damit beginnen, dass ich verschlafe.“

Meinung

Das Cover ist sehr einfach gehalten, gefällt mir trotzdem ziemlich gut. Es ist so simpel, dass es schon wieder schön ist. Meiner Meinung nach ist das dem Inhalt auch sehr gut angepasst, da ein zu aufdringliches Cover hier einfach nicht so gut gepasst hätte.

Es wird keine Helden geben ist das Debüt der noch sehr jungen Autorin. Sie traut sich an ein sehr starkes Thema heran. Auch am Schreibstil merkt man als Leser sehr schnell, dass es sich um eine jüngere Autorin handelt und dass sich das Buch eher an Jugendliche richten soll als an Erwachsene. Die Protagonistin Miriam berichtet in der Ich-Form ihre Erlebnisse und „spricht“ in manchen Absätzen sogar mit dem Leser. Auf diese Weise kommen ihre Gedanken und Gefühle zwar viel besser rüber und man kann sich sehr gut in die Protagonistin hineinversetzen. Aber es wirkte mir gegenüber manchmal zu umgangssprachlich und zu übertrieben locker. Insgesamt lässt sich das Buch aber sehr flüssig lesen und man fliegt förmlich durch die Seiten.

Die Thematik ist sehr stark und ich selbst habe bisher eher wenige Bücher darüber kennengelernt. Zu Beginn des Buches war ich so berührt, dass mir die Tränen kamen und ich mich vollständig in die Situation hineinversetzt gefühlt habe. Es werden so viele verschiedene Themen angesprochen, wie Liebe, Trauer und Wut. Aber auch Schuld und ähnliches. Leider kommen aber bestimmte Szenen nicht genug Aufmerksamkeit und sind zu schnell abgehandelt. So auch eine Szene rund um Miriams beste Freundin, die mir einfach viel zu kurz angedeutet wurde. Hier hätte die Thematik meiner Meinung nach etwas mehr ausgebaut werden können. Um nicht zu spoilern, möchte ich hier die genaue Szene nicht weiter beleuchten.

Auch die Eltern von Miriam handelten etwas unnatürlich. Sie ließen ihre Tochter viel zu sehr allein und kümmerten sich zu Beginn viel zu wenig um ihre Tochter. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass die junge Autorin einfach selbst keine Erfahrung als Elternteil bisher machen konnte. Ich hätte mir hier doch etwas mehr Realitätsnähe gewünscht. Klar, Miriam reagiert sehr abweisend und will eigentlich allein sein. Aber die meisten Eltern würden trotzdem öfter bei ihrer doch noch eher jungen Tochter nachhaken und sich mehr um sie kümmern.

Die zweite Hälfte des Buches hat mich dann nicht mehr ganz so sehr berührt wie die erste und die Hauptthemen waren dann auch so gut wie abgearbeitet. Ab da fiel es mir auch schwerer beim Lesen und ich konnte mich nicht mehr so gut in die Geschichte hineinversetzen. Immerhin hat die Protagonistin Miriam hier noch eine Änderung erfahren und sich etwas weiterentwickelt, sodass mir der Schluss dann wieder etwas mehr gefallen hat.

Fazit

Ein sehr schönes Debüt einer sehr jungen Autorin, das für mich trotzdem noch einige wenige Schwächen aufgewiesen hat, die noch weiter ausgebaut hätten sein können. Die Thematik des Buches regt aber definitiv zum Nachdenken an und berührt teilweise durch ihre Intensität.