Rezension

Schönes Frauenbuch

Das Brombeerzimmer - Anne Töpfer

Das Brombeerzimmer
von Anne Töpfer

Bewertet mit 5 Sternen

INHALT
Die 28-jährige Nora Kluge ist Witwe. Noch immer trauert sie um ihren Mann Julian, der vor einem Jahr beim Joggen plötzlich an einem Herzinfarkt verstarb. Auch ihre Arbeit als Produktentwicklerin für Fertiggerichte bietet nur temporäre Ablenkung.
Als sie eines Tages Julians letztes Geschenk an sie - ein Glas Brombeermarmelade von Großtante Klara - entdeckt, beschließt sie eine Auszeit zu nehmen und die bisher unbekannte Verwandte spontan zu besuchen. Ihre Reise führt sie nicht nur in die Vorpommerische Boddenlandschaft, sondern auch wieder zu sich selbst...

MEINUNG
Mit "Das Brombeerzimmer" ist Anne Töpfer ein leichtfüßiges wie kulinarisch reizvolles Romandebüt gelungen.

Die einfühlsame Geschichte um Nora und ihre Trauerbewältigung reißt den Leser ab der ersten Seite mit. Das liegt vor allem an der authentischen Hauptfigur und Ich-Erzählerin Nora, die sich mithilfe von Marmelade und neuen Freundschaften zurück ins "normale Leben" kämpft. Die junge Witwe blüht in Mecklenburg regelrecht auf, was auch an der rüstigen Großtante Klara (70), die ebenfalls Marmeladen produziert, und der quirligen Dorfschönheit Mandy (28)  liegen mag. Eine Dame dieses herrlich amüsanten Frauengespanns unterschiedlichen Alters und Temperaments hätte ich fast vergessen, nämlich Nora beste Freundin Katharina, die eine Schwäche für falsche Männer hat. Zusammen verleben sie eine heitere Zeit und kommen einem Familiengeheimnis auf die Spur. Darüber hinaus spielen auch zwei verständnisvolle "Bilderbuch-Männer" eine Rolle. Kurzum, der Plot bietet abwechslungsreiche Unterhaltung. Einzig das allzu offene Ende fand ich etwas schade und ich hoffe daher auf eine Fortsetzung der Geschichte, die die noch unbeantwortet gebliebenen Fragen klären wird :-)

Abgesehen von den menschlichen Protagonisten haben sich auch die tierischen Figuren, wie Labrador Watson und Klaras Katzen, in mein Herz gespielt. Durch ihre Eigenwilligkeit wie durch ihre Vermenschlichung fand ich die Tiere des Romans einfach nur knuffig und liebreizend. 

Anne Töpfers Sprachstil ist kurzweilig und herrlich unaufgeregt. Sie lässt ihre Figuren lebensecht agieren und setzt auf wahre Emotionen - egal ob heiter oder traurig. Besonders ihre Leidenschaft für Süßes und Liköre verleiht der leisen Geschichte das gewisse Etwas. Denn die eingestreuten, ländlichen Delikatessen werden einfach zu köstlich dargeboten, Rezepte inklusive (u.a. Brombeermarmelade, Holunderlikör etc.). Auch mein Lieblingszitat spielt darauf an: "In den süßesten Früchten steckt ein Geheimnis."

FAZIT
Ein Feel-Good-Frauenroman, der den Alltag einmal Alltag sein lässt und wunderbar entspannt. Tipp: Das Buch liest sich am besten in Kombination mit einem Marmeladenbrötchen.