Rezension

Schönheit ist nicht alles

Die Klosterbraut - Manuela Schörghofer

Die Klosterbraut
von Manuela Schörghofer

Bewertet mit 4 Sternen

Besonders gut gefällt es mir, wenn, wie im vorliegenden Fall, das Personenverzeichnis mit Herausstellung der historischen Persönlichkeiten vorangestellt wird. Toll fand ich auch das Verzeichnis der Städte- und Flussnamen von damals und heute.

Aber dem war noch nicht genug, es folgte ein Glossar mit den gängigsten Begriffen aus dem Klosterleben.

 Aber kommen wir nun zum Inhalt. Der Roman beginnt im 1. Teil mit dem Zeitabschnitt: Mai bis September 1226 und umfasst eigentlich das Kennenlernen der Protagonisten untereinander bis hin zur Hochzeit und dem Eintritt ins Kloster.

Auf den ersten Seiten lernen wir direkt Franka kennen. Sie zeigt sich kämpferisch und klug, aber manchmal auch ein kleines bisschen naiv. Obwohl die stellenweise einen sehr rauen und fordernde Kommandoton anschlägt, scheint sie bei der Männerwelt damit Erfolg zu haben, na ja, zumindest bei Wulf. Aber dazu später mehr.

Ihre Schwester Melinda hingegen, ist einfach nur schön und weiß das auch. Ihr Verhalten ist äußerst fragwürdig, aber wenn man immer nur auf die Schönheit reduziert wird, muss man ja auch nicht mehr können.

Stellenweise hatte mich die Geschichte der beiden Mädchen an ein Märchen erinnert. Schneeweißchen und Rosenrot? Oder gar Aschenputtel? Für mich hatte hier der Roman die Historie verlassen um in die Märchenwelt abzutauchen.

Auch das Verhalten der Eltern fand ich stellenweise wirklich merkwürdig und nur sehr wenig oder gar nicht nachvollziehbar. Gerade im Hinblick auf den Handlungszeitraum (im Jahr 1226) hatten die Kinder respektive die Töchter, wohl nicht diese verbalen Freiheiten, wie sie beschrieben wurden. Ich darf hier einfach nur an die respektlosen Kommentare beim Essen erinnern. So was geziemt sich doch für eine Tochter aus gutem Hause einfach nicht. Aber bei Franka haben sie einfach alles durchgehen lassen. Hauptsache sie packt ihre Sachen und geht endlich ins Kloster.

Einen Aufreger fand ich ebenfalls, als der Vater Franka als die "hässliche" Wulf borstellte. Er hatte zwar nicht das Wort hässlich verwendet, sondern eher so drumrum. Aber ganz ehrlich, welcher Vater (zu damaliger Zeit) spricht so voller Überzeugung von seiner liebenden Tochter? Gut, solches Verhalten fördert natürlich den Wunsch ins Kloster zu gehen. Aber klar war auch, dass weder Wulf noch Franka mit dieser Entscheidung wirklich glücklich sein würden.

 Der 2. Teil spielt von Februar 1227 bis Frühjahr 1229 und umfasst das Klosterleben und die Reise ins Heilige Land.

Hier scheint mir Franka um einiges reifer. Ihre Gedanken sind nun klarer und somit auch nachvollziehbarer. Auch das Klosterleben mit seinen Höhe und Tiefen und den unterschiedlichen Charakteren, kann die Liebe zu Wulf nicht zum erlöschen bringen. Man spürt beim Lesen, welch tiefer Schmerz ihr die Liebe zusetzt und wie sehr sie mit der Situation hadert. Dennoch hat sie ihr Ziel vor Augen, das sie auch weiterhin verfolgt.

 
Wulf macht seinen Traum wahr und schließt sich dem Kreuzzug an. Klar, dass er auch hier so manches Abenteuer bestehen muss, aber auch neue Kontakte und Freundschaften können geknüpft werden. Er scheint mir in dieser Zeit auch etwas bodenständiger geworden zu sein.
 Schade fand ich, dass in diesem 2. Teil Melinda etwas kurz kommt. Sie bleibt für mich zwar weiterhin gefühlskalt und eine Zicke, jedoch hatte sich die Autorin nun mehr auf Franka, die kleine Krimigeschichte im Kloster und Wulf eingeschossen, so dass von Melinda keine Rede mehr war. Her hätte ich mir gewünscht, dass auch ihr Leben (ohne Wulf) ab und an ins Licht gerückt wäre. Ist sie Wulf treu geblieben? Wie verlief ihr Leben weiter?

 Der 3. Teil umfasst den Zeitraum Frühjahr 1231 bis Mai 1232 und somit die Rückkehr und den Austritt aus dem Kloster.

Im letzten Teil hatte die Autorin nochmal alles gegeben. Die anfänglichen Schwierigkeiten waren hier komplett vergessen und alle Rätsel wurden gelöst. Meine Vermutung der Tatverdächtigen hatte sich bewahrheitet und die Geschichte nahm ein gutes Ende.

Fazit

 Obwohl der Roman anfangs noch etwas holprig war und die Geschichte ziemlich unrund wirkte, hatte die Autorin im 2. Teil einen kräftigen Zahn zugelegt. Mir kam es auch so vor, als wäre dort das ganze Herzblut hingeflossen. Der 1. Teil wurde so ein bisschen halbherzig gemacht, denn aller Anfang ist schwer.

 Für den 1. Teil muss ich leider zwei Punkte abziehen, da ich wirklich große Mühe hatte, ihm etwas angenehmes abzugewinnen. Allerdings machen der 2. Teil und dann der Schluß einen Punkt wieder gut.

 Bei einem Preis von 9,99 € für 352 Seiten (Verlagsangabe) kann man hier nichts falsch machen. Gute Unterhaltung und interessante Protagonisten.