Rezension

Schon der Prolog lässt erahnen das es düster, gewalttätig und lebenskraftraubend werden wird...

Die Quellen von Malun - Blutgöttin - Daniela Winterfeld

Die Quellen von Malun - Blutgöttin
von Daniela Winterfeld

Bewertet mit 4 Sternen

Kurzbeschreibung

Das Wasser auf Ruann versiegt, und die Dürre verurteilt die Völker zu Hunger und Durst. Um sich die letzten Ressourcen zu sichern, führt das Großreich Sapion erbitterte Kriege gegen seine Nachbarreiche. Die Politikertochter Feyla, der Offizier Dorgen, die Sklavin Alia und der Soldat Tailin sind alle auf verschiedene Weise von dem Krieg betroffen. Jeder versucht für sich einen Ausweg aus der hoffnungslosen Situation zu finden. Aber noch wissen die Vier nicht, dass ihre Schicksale miteinander verbunden sind und die Gründe für das Verschwinden des Wassers in einer Verschwörung von ungeahnten Ausmaßen liegen ...

Meinung

"Die Quellen von Malun - Blutgöttin" ist der erste Band der Malun - Reihe von Daniela Winterfeld. Das Buch ist am 31. Juli 2019 bei Bastei Lübbe erschienen, umfasst 592 Seiten und ist als Paperback oder ebook erhältlich. Die Autorin hat bereits Bücher veröffentlicht. Für mich ist diese High Fantasy Geschichte das erste das ich von ihr gelesen habe. Das Buch ist ab 16 Jahren empfohlen. Dazu sein gesagt, dass es sich hier um keine romantisch - fantastische Story handelt. Brutalität, Verrohung und Skrupellosigkeit stehen an der Tagesordnung... Mit einer eisigen Flamme aus Hass im Herzen durchstreift der Blutsohn das Land, um jeden Monat ein Kind zu finden, dass als Bastard gezeugt ein Blutbalg und ein passendes Opfer ist, um die Kraft der blutrünstigen Göttin zu erneuern. Ist ihre Kraft verbraucht und neigt sich ihr Dasein im Ausklang des Mondzykluses dem Ende zu, muss der Blutsohn gebunden in seiner Pflicht ihr Siechtum beenden und ihr Leben erneuern. 

Alia ist Sklavin in einem Wasserbergwerk. Seit die Kriegstreiber Ruann überrennen, werden die Einheimischen als Leibeigene missbraucht. Alias größtes Geheimnis ist ihre kleine Schwester, die sie in einem stillgelegten Stollen des Werkes versteckt hält. Als blondes Mädchen mit blauen Augen würden die Blutsucher sie als Opfer für die Göttin erkennen. Alia hat einiges vom Heilerhandwerk ihrer Mutter gelernt. Die junge Faruanerin möchte fliehen, ihre Schwester in Sicherheit wissen und den sapionischen Eroberern den Kampf ansagen. 

Missbrauch, Vergewaltigung, Sklaverei, Diskriminierung, Sadismus ... Schlagworte die veranschaulichen sollen wie das Leben ist, seit Sapions Schergen nach der Herrschaft greifen. Und dies ist auch der Grundtenor der Erzählung rund um die Quellen von Malun. Schon der Prolog lässt erahnen das es düster, gewalttätig und lebenskraftraubend werden wird. Er bringt den Leser in die richtige Stimmung. Danach lernt er die Hauptprotagonisten und ihr Leben kennen. Jeder für sich hat sein Päckchen zu tragen und sind sie auch sehr unterschiedlich, so hat es doch keiner leicht. Als wäre das Leben durch das Zurückweichen des Wassers nicht schwierig genug, überziehen die sapionischen Soldaten das Land mit Tod und Gewalt. Soldaten die schon als Jungen zur Armee kommen, mit Grobheit und Kälte herzlos gemacht und in den Dienst der blutrünstigen Göttin und ihres verhassten Blutsohns gestellt werden. Über ihnen die Berater, die nicht minder grausam und berechnend sind. Egal ob es sich um Freunde, Feinde, Krieger, Sklaven oder ihre eigenen Frauen und Kinder handelt... alles im Namen der Göttin.

Dorgen ist im Offiziersdienst des sapionischen Heeres welches beinahe ganz Ruann erobert hat. Anders als die meisten, hat er sich seine Menschlichkeit bewahrt, kennt Mitleid und hat nicht sämtliche Emotionen hinter sich gelassen - obwohl er, wie alle Jungen im Kindesalter, früh von zu Hause fortgebracht und brutal zum Krieger ausgebildet wurde. Seine Leben als Offizier geht dem Ende entgegen. Danach kann er sich das Recht erkämpfen zu heiraten. Die Verlierer dieser Auseinandersetzungen haben die Wahl zwischen Sklaverei und dem Tod.

Durch die vielen Erzählperspektiven, die Einführung und die Vorstellung der Charaktere, ging es für mich anfangs etwas schleppend dahin. Sobald man sich einen kleinen Überblick verschaffen konnte, geht es aber neugierig machend und flüssig voran. Eine gefahrenvolle und unmenschliche Welt. Die Suche nach der Wahrheit. Unterdrückung und Knechtschaft. Gezeichnet von widerstandsfähigen Protagonisten, anschaulichen Kämpfen und leidenschaftlichem Überlebenswillen. Die Autorin hat hier Kritik an der Gesellschaft geübt sowie ethisches Verderben und Tabuthemen angesprochen. Dies macht sie offen, schonungslos und mit klaren Worten. Ein roter Faden zieht sich durch die Geschichte. Er ist nicht sofort erkennbar, doch die Puzzleteile setzen sich langsam zusammen und geben dem Leser Stoff um zu spekulieren und Theorien zu erstellen. Die Erzählung kommt spannend, bestimmt und hart daher. Erfüllte, unerfüllte und unmögliche Liebe kreuzt den Weg der Charaktere. Diese ist glaubwürdig eingearbeitet. Durchaus gelungen, interessant zu lesen und weiterzuverfolgen.

Tailin, der mit stiller Weisheit, Menschenkenntnis und Umsicht gesegnete Soldat, ist Dorgens bester Freund. Wie viel er tatsächlich für Dorgen empfindet behält er für sich. Seine Gefühle würden sie in Lebensgefahr bringen. Tailin wurde als vagabundierendes Kind aufgegriffen und ins sapionische Rekrutenlager gebracht. Er kennt seine Abstammung nicht, doch der rote Schimmer in seinem schwarzen Haar weist ihn als Mischling aus. Ein Makel den er auch durch Verlässlichkeit, Folgsamkeit, Geschick und Disziplin nicht ausgleichen kann. 

Es gibt vier Handlungsstränge die der Leser verfolgt. Er begleitet die von mir vorgestellten Protagonisten auf ihrem Weg. Diese lernt der Bücherliebhaber gut kennen und einzuschätzen. Der Einstieg wird dadurch aber etwas schleppend. Der Schreibstil der Autorin ist klar, bildhaft, ehrlich und solide. Flüssig geht es durch die Zeilen. Das Erzähltempo ist angenehm und die Sprache passend.

Feyla gehört als Nachkommin des obersten Beraters Sapions zu den höchsten Töchtern. Abgeschottet und verhüllt vor den Augen der Welt, am Gelände ihres Vaters aufgewachsen, sehnt sie sich nach dem Leben außerhalb der Oase. Sie fühlt sich wie eine Gefangene. Zudem soll sie bald, gemeinsam mit ihren Schwestern, verheiratet werden. Mit Begeisterung stillt sie ihren Wissensdurst mit Büchern. Sie ist die liebste Tochter des obersten Beraters, doch seine Zuneigung hat einen widernatürlichen Ursprung.

Fazit: "Die Quellen von Malun - Blutgöttin" ist der erste Band der Malun - Reihe von Daniela Winterfeld. Die Suche nach der Wahrheit. Unterdrückung und Knechtschaft. Gezeichnet von widerstandsfähigen Protagonisten, anschaulichen Kämpfen und leidenschaftlichem Überlebenswillen. Eine düstere und gewaltvolle Geschichte, die ich nach anfänglichen Einstiegsschwierigkeiten gerne gelesen habe. Von mir gibt es **** Sterne.

Zitat

"Beißender Gestank schlug ihm entgegen, sobald er in den Saal trat, dicht gefolgt vom Summen der Fliegen, die in dunklen Schwärmen durch den Raum waberten. Wenn es einen Ort gab, an dem die Aasfliegen reichlich Nahrung fanden, dann hier. Abgenagte Kinderleichen bedeckten den Boden, manche nur noch Skelette, andere von Fliegenschwärmen verhüllt, wieder andere so ausgetrocknet, dass sich nicht einmal der hungrigste Aasfresser dafür interessierte."

Reihe

Band 1: Die Quellen von Malun - Blutgöttin
Band 2: Die Quellen von Malun - Blutsohn (erscheint 28.02.2020)