Rezension

Schonungslos brutal aber atemlos spannend

Pretty Girls
von Karin Slaughter

Bewertet mit 4 Sternen

„März 1991. Nach einer Party kehrt die 19-jährige Julia nicht nach Hause zurück. Die eher halbherzig geführten Ermittlungen laufen ins Leere. Eine Leiche wird nie gefunden. Weder die Eltern noch die beiden Schwestern der Vermissten werden je mit dem Verlust fertig. Vierundzwanzig Jahre später erschüttert eine brutale Mordserie den amerikanischen Bundesstaat Georgia. Und die frisch verwitwete Claire ist vollkommen verstört, als sie im Nachlass ihres verstorbenen Mannes brutales Filmmaterial findet, in dem Menschen ganz offensichtlich vor der Kamera auf grausame Weise ermordet werden. Eines der Opfer glaubt sie zu erkennen. Doch was hatte ihr verstorbener Mann damit zu tun? Wer war der Mensch wirklich, den sie über zwanzig Jahre zu kennen glaubte? Claire begibt sich auf eine lebensgefährliche Spurensuche, die sie immer dichter an eine unfassbare Wahrheit führt. Und an den eigenen Abgrund.“

Mit „Pretty Girls“ ist der Autorin Karin Slaughter ein Thriller gelungen, der es mühelos schafft, den Leser über knapp 500 in 24 Kapitel und eine Reihe von sehr emotional geschriebenen Tagebucheinträgen eingeteilten Seiten atemlos mitfiebern zu lassen.

Der Schreibstil der Autorin ist eingängig und eher nüchtern, vermag es dadurch aber durchweg, dem Leser die düstere, stellenweise schon beklemmende Atmosphäre der Geschichte zu vermitteln. Dabei wird konstant ein hoher Grad an Spannung aufrecht erhalten, der es einem nur schwer macht, das Buch aus der Hand zu legen. Mit jedem neuen Charakter, der hier die Bühne betritt, werden neue Fragen in den Raum gestellt und dem Leser weitere lose Handlungsfäden zugeworfen, die sich dann nach und nach zu einem schockierenden Gesamtbild verflechten.

Mir persönlich haben jedoch die größtenteils schon extrem expliziten Darstellungen der in diesem Thriller stark präsenten Gewalt brutalster Natur leider nicht gefallen und den Unterhaltungswert ein wenig geschmälert. Das ist aber eben individuelle Geschmackssache: mich sprechen da eher Thriller an, die verstärkt auf die Vorstellungskraft des Lesers setzen und nicht die schlimmsten Situationen maximal detailliert beschreiben. Auch habe ich das Ende, welches die Geschichte aber durchaus gelungen abrundet, als nicht wirklich passend empfunden, wenn man es im Zusammenhang mit der allgemeinen Grundstimmung des gesamten Buches sieht.

Dennoch bietet „Pretty Girls“ trotz dieser kleinen Kritikpunkte allein schon aufgrund der komplex verstrickten Handlung, die für allerlei Überraschungen und Wendungen sorgt, solide und atemberaubend spannende Unterhaltung, die Genre-Liebhaber mit Sicherheit gleichsam schockieren und faszinieren kann.

Fazit: brutal und definitiv nichts für schwache Nerven, dabei aber wirklich spannend und mitreißend geschrieben!